Samstag, 4. Juli 2009

Bundestagswahl 2009

Gestern Abend saß ich einigermaßen fassungslos vor dem TV und wollte nicht glauben, was das "Politbarometer" des Zweiten Deutschen Fernsehens meldete:

Es ging um eventuelle Steuererhöhungen nach der Wahl. Beide (noch) großen Parteien bestreiten das Vorhaben von Steuererhöhungen - und beiden Parteien glaubt die große Mehrheit der Bevölkerung nicht.

Wo bitteschön soll denn da das Vertrauen in die Politik herkommen? Diese mangelnde Glaubwürdigkeit hat doch Ursachen, ihr liegen Erfahrungen zugrunde.

Es müsste doch ein Ruck durch die Parteien gehen - oder sind die Politiker schon so abgebrüht, dass auch ein öffentlicher, kollektiver Tritt ins verlängerte Rückgrat schon keine Wirkung mehr zeigt? Oder sollte gar der Tritt ins Leere gehen, weil längst kein Rückgrat mehr da ist?

Andererseits was für ein Wahlvolk: Da glaubt die große Mehrheit der Bevölkerung (72 %) der Kanzlerin Merkel nicht ihr vehementes "Nein" zur Mehrwertsteuererhöhung in der nächsten Legislaturperiode und will sie aber dennoch mehrheitlich als Kanzlerin (59 %).

Leidet unsere Bevölkerung an einer kollektiven Schizophrenie - oder ist die Art der Befragung, Auswertung und Publikation von Umfragen wie der des "Politbarometer" schlichtweg irreführend?

2 Kommentare:

  1. Lieber Mario,
    was soll man dazu sagen, Politikverdrossenheit, Misstrauen besteht bei mir schon lange, ich werde aus alter Tradition wählen, was ich in den letzten Jahrzehnten auch gewählt habe. Ich habe Ulla Schmidts Beiträge zum Pflege-TÜV verfolgt, sie windet sich, wenn sie danach gefragt wird, ob sie Kompromisse gegenüber der Lobby der Heimleiter/Träger gemacht hat. Ich glaube ihr, dass sie ursprünglich etwas Anderes auf die Beine bringen wollte. Dies könnte sie jetzt sicher nicht mehr zugeben dürfen. Ja Rückgrat fehlt. Das Geld ist stark. Moral - wo ist die geblieben?

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  2. Es ist, denke ich, wie Barbara es schreibt- Politikverdrossenheit. Zu oft wurden die Wähler betrogen, sie habens , wir habens erlebt- es ändert sich ja doch nichts-sagt man irgendwann, das Geld regiert die Welt. Bertold Brecht passt ein wenig dazu : Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral...

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