Samstag, 5. Dezember 2009

Vor vierzehn Tagen war die Welt noch in Ordnung

Naja, nicht die ganze Welt, aber meine kleine Welt war geordnet.

Heute, 5. Dezember, 5 Uhr 10:
Ich sitze wie üblich mit einem großen Topf Kaffee versehen am Schreibtisch. Ich lese Mails und Newsletters. Ich bin nicht bei der Sache. Ich lese einen Artikel und weiß am Ende nicht so richtig, was ich eigentlich gelesen habe - und der Kaffee schmeckt auch nicht!

Meine Gedanken schweifen ab. Im Juni schlug mir mein Freund vor, im Dezember mit ihm nach Thailand zu kommen, für 8 Wochen. "Du bist verrückt, so lange kann ich am Stück nicht weg! Schließlich bin ich noch im Berufsleben."

Aber der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Den "Dritten in unserem Bunde" wiedersehen. Freunde und Bekannte besuchen, Land und Leute noch besser kennen lernen. In meinem Kopf schwirrten die Ideen nur so. Okay, why not? Einen Versuch war es wert.

Es verlief besser, als ich zu hoffen gewagt hatte. 30 Urlaubstage von diesem Jahr, Rest bis Ende Januar vom nächsten Jahresurlaub. Gebucht.


Reisepläne entstanden: Bangkok (Essen bei Otto), Ratchaburi (Buri besuchen), Nakhon Ratchasima (Andreas und Family besuchen), Ban Arawan, Abstecher nach Kambodscha (Angkor) und dann weiter in den Norden zu ... und so weiter und so weiter ...


Die Flüge waren gebucht, die Pläne geschmiedet - dann kam im Oktoberder Anruf. Krankenhaus, Untersuchung der Lunge - nichts Schlimmes. Mitte November OP - doch etwas Schlimmes? Reisebeginn muss um ca. 10 Tage verschoben werden. Ende November, Nachuntersuchung, Metastasen. 3 Monate Chemotherapie, danach Bestrahlung.

Heute 6 Uhr 23:
Jetzt verlässt der ICE, in dem ich hätte sitzen sollen, Kassel.

Heute 8 Uhr 57:
Geplante Ankunft auf dem Flughafen, Treffen mit Wolfgang, Check-in.

Ja, so war es geplant. Und jetzt ist alles ganz anders.

Vor 14 Tagen war die Welt noch in Ordnung. Da verfasste ich meinen letzten Beitrag hier und freute mich auf Thailand.


Dann kam der Krebs und Thailand rückte in weite Ferne.

Gestern hatte mein Freund seine erste Chemo. In den nächsten Tagen fahre ich zu ihm.

Wir planen unsere Reise nun für das Frühjahr.

Samstag, 21. November 2009

Nachtrag zum Rentensicherungsgesetz

Damit ich nicht falsch verstanden werde:

Ich bin kein Verfechter von generellen Rentenerhöhungen in Zeiten wirtschaftlicher Krisen. Ich plädiere aber für Fingerspitzengefühl, für einen Hauch sozialer Gerechtigkeit.

Warum kann man den Beziehern geringer Renten nicht einen angemessenen Zuwachs gewähren, der z. B. die ständig steigenden Energiekosten ausgleicht?

Mein Beitrag zur Änderung des Rentensicherungsgesetzes war kein Plädoyer für ständig steigende Renten für alle.

Aber es war durchaus eine Anklage. Ich werfe den beteiligten Politikern vor, große Summen aus Steuermitteln lediglich dafür ausgegeben zu haben, um den Rentenempfängern vor der letzten Bundestagswahl Sand in die Augen zu streuen.

Ich kann den Sinn einer Gesetzesänderung, die im Ergebnis nichts - aber auch gar nichts - verändert, nicht verstehen. Allein der Name suggeriert etwas, was in keiner Weise dem Inhalt entspricht.

Freitag, 20. November 2009

Kaspersky-Support

Donnerstag, 17 Uhr 30
Als ich die 0180 sah, stöhnte ich auf. Und rief trotzdem an, was blieb mir anderes übrig? Als dann noch die klassische Warteschleife startete, begann sich die angestaute Luft mit einem langen Seufzer zu entladen.
"Zur Zeit sind alle unsere Mitarbeiter im Kundengespräch, sie werden" - break, Knistern in der Leitung, eine Männerstimme, freundlich, sympathisch, real, keine Maschine.

Ich erzählte dem Herrn mit der freundlichen Stimme, dass mein Rechner, seit ich Windows 7 installiert habe, immer langsamer wird.

"Sagen Sie mir bitte die Versionsnummer des Produkts, gehen Sie dazu mit dem Mauszeiger einfach auf das Symbol von Kaspersky auf der unteren Leiste neben der Uhr, dann wird die Nummer eingeblendet."

Die Stimme strahlte Ruhe und Kompetenz aus, freundlich und dabei völlig zielorientiert.


"Die Version, die Sie installiert haben, ist richtig, bereits für Windows 7 optimiert. Ist der Rechner nur im Internet langsam oder auch bei der Ausführung der anderen Programme?"

Ich sagte ihm, dass es alle Programme betrifft.

"Sie erhalten in wenigen Minuten eine Mail mit einem Diagnoseprogramm und genauen Anweisungen. Das Diagnoseprotokoll schicken Sie mir bitte zurück, ich werde es auswerten und mich dann morgen am Vormittag wieder bei Ihnen melden."

Ich bedankte mich, legte den Hörer nach genau 3 Minuten (42 Cent) auf und überlegte, ob ich soeben auf die neueste Masche des Abwimmelns unliebsamer Kunden hereingefallen war.
Ich schalt mich einen Narren, der viel energischer auf sofortige Hilfe hätte bestehen sollen.

Mein Rechner meldet den Eingang einer neuen Mail. Von Kaspersky! Ich war beeindruckt.
Im Anhang ein Diagnoseprogramm, im Text eine detaillierte Anweisung. Jeder Schritt, jeder Tastendruck als Abfolge beschrieben. Tief beeindruckt entpackte und installierte ich das Programm und startete es entsprechend der Anweisung.
Etwa 10 Minuten später fand ich - wie beschrieben - eine Zip-Datei mit dem erstellten Diagnoseprotokoll auf dem Desktop und schickte diese als Anhang in einer Antwort zurück.


Freitag, 11 Uhr 41

Mail von dem freundlichen Supporter mit dem Hinweis, dass das Kaspersky-Security-Paket nicht so arbeitet wie es arbeiten sollte; mit einem weiteren Programm im Anhang und einer wiederum detaillierten Arbeitsanweisung zur Abschaltung von Kaspersky und erneuter Diagnose.


Programm entpackt, installiert und ausgeführt, anschließend noch mal das Diagnoseprogramm gestartet, Protokoll um 12 Uhr 46 an Kaspersky geschickt.


13 Uhr 41
Supporter teilt mit, dass das System nun wieder einwandfrei läuft und ich mittels einer mitgeschickten URL mein Security-Programm neu aktivieren soll.


13 Uhr 50
Alle Anweisungen ausgeführt, Rechner läuft wie gewohnt schnell und problemfrei!!!!!!


14 Uhr 09

Mail an Supporter, mit Vollzugsmeldung, Dank und Anerkennung.


14 Uhr 19

Supporter dankt für Dank und Anerkennung und wünscht weiterhin viel Freude und Zufriedenheit mit dem Produkt.


Ich bin immer noch "geplättet". So etwas Beeindruckendes habe ich in den fast 3 Jahrzehnten User-Dasein noch nicht erlebt.

Chapeau.

Sonntag, 15. November 2009

Rentensicherungsgesetz

Im Jahr 2006 wurde das Rentensicherungsgesetz beschlossen, das im Wesentlichen besagt, das die Renten der allgemeinen Einkommensentwicklung angepasst werden. Klartext: steigt das Durchschnittseinkommen der Bevölkerung - steigen auch die Renten, fällt das Durchschnittseinkommen der Bevölkerung - sinken auch die Renten.

Im Juni 2009 wurde das Gesetz geändert. Ein Sinken der Renten ist nunmehr nicht mehr möglich. 20 Millionen Rentner (ca. 32 Prozent der Wahlberechtigten bei der Bundestagswahl im September) waren beruhigt, ein Aufbegehren der größten Wählergruppe kurz vor der Wahl angesichts des sinkenden Durchschnittseinkommens war erst einmal abgewendet.

Wohl dem, der das KLEINGEDRUCKTE bzw. das nicht Geschriebene zwischen den Zeilen gelesen hat und zu deuten wusste.

Das Einfrieren der Renten (sogenannte Nullrunden) ist möglich und wird folgerichtig auch prompt genutzt. Die Gesetzesänderung besagt nur: Keine direkten Kürzungen.

Wenn also die Einkommen sinken, dann werden die Renten solange eingefroren - auch wenn die Einkommen bereits wieder steigen - bis die nicht vorgenommenen Kürzungen ausgeglichen sind.

Also: Zwei Jahre mit jeweils 1 Prozent Einkommensverlusten bedeuten für die Rentner 2 Jahre Nullrunden. Wenn in den nächsten zwei Jahren die Einkommen um jeweils 1 Prozent steigen, bedeutet das für die Rentner zwei weitere Jahre mit Nullrunden.

Im fünften Jahr würden sie - falls das Durchschnittseinkommen immer noch steigt - wieder in den Genuss von Rentenerhöhungen kommen.

Unter dem Strich - rechnerisch - also genau das, was 2006 beschlossen wurde.

Um zu diesen Ergebnis zu kommen (tarnen, täuschen, tricksen) wurde Beamte und Angestellte verschiedener Ministerien über Wochen - wenn nicht sogar Monate bemüht, der Bundestag musste sich mehrfach damit befassen.

Die dadurch entstandenen betriebswirtschaftlichen Kosten würden mich sehr interessieren.


Warum gibt es übrigens kein adäquates Gesetz zur Sicherung der Abgeordneten-Diäten?

Mittwoch, 11. November 2009

"Geplante Gesundheitsreform trifft Rentner"

Zitat: "Mit der geplanten Reform der Krankenversicherung könnten auch auf die Rentner erhebliche weitere Lasten zukommen. Die Rentenversicherung erwartet, dass mit dem Arbeitgeberanteil künftig auch ihr Zuschuss zum Kassenbeitrag der Rentner festgeschrieben wird, wie Präsident Herbert Rische sagte. Damit sparen zwar die Rentenkassen Geld. Doch müssten die Rentner Mehrkosten alleine zahlen.

Angesichts der erwarteten Nullrunden und nur geringfügiger Anpassungen bis 2016 müsse man die Belastung der Ruheständler im Blick behalten, sagte Rische. "Es ist sicher eine Gradwanderung, die man in Zukunft genauer beobachten muss." Zu den im Koalitionsvertrag avisierten Maßnahmen gegen künftige Altersarmut äußerte er sich skeptisch. "Wir haben letztlich noch keine konsistente Gesamtregelung", sagte Rische. "Ich denke, da wird man sich zusammenraufen müssen."


Quelle: T-Online, Newsletter, Wirtschaft und Altersvorsorge & Rente, vom 11.11.09

Zahlen verstehen

Ich wundere mich immer wieder, was man mit Zahlen so alles machen kann. Und was damit gemacht wird!

In meinem letzten Beitrag sind
410 000 der Rentner im Alter über 65 Jahre Grundsicherungsempfänger, dies entspricht 2,5 Prozent. 2,5 Prozent von was? Von den ca. 20 Millionen Rentnern wohl nicht. Also habe ich mal nachgerechnet. Wenn 2,5 Prozent 410 000 sind, dann sind 100 Prozent 16 400 000.

Wenn es aber ca. 20 000 000 Rentner gibt, dann fehlen noch rund 3,6 Millionen Rentner. Das sind dann wohl Rentner unter 65 Jahren.

Das Statistische Bundesamt nennt an anderer Stelle 358 000 Empfänger
unter 65 Jahren von ergänzenden Transferleistungen zur Grundsicherung. Addiert man die beiden Zahlen, so erhält man 768 000 Rentner, die Zuschüsse zur Grundsicherung erhalten. Das entspricht etwa den von den Sozialverbänden häufig genannten knapp 4 Prozent.

So weit so gut, aber 358 000 von 3,6 Millionen sind nach Adam Riese ca. 10 Prozent.

Das würde bedeuten, dass die Zahl der Rentner, deren Rente unterhalb der Grundsicherung liegt enorm steigt. Was ja eigentlich auch nicht verwunderlich ist, bedenken wir die hohen Zahlen von Langzeitarbeitslosen und Zwangsfrührentnern.

Wir sollten es uns dringend wieder angewöhnen, nicht nur das Wechselgeld an der Kasse nachzurechnen, sondern auch - und vor allem - die Zahlen, die uns von Politikern und Medien angeboten werden.

Samstag, 7. November 2009

Deutschland im Herbst 2009

Was gibt es NEUES in der Republik? Der Außenminister steht nun auf der Bühne auf die er so gern wollte, nur die Rolle ist noch nicht ganz klar. Zuerst gab er den Schulmeister, nun anscheinend den Schüler (vielleicht steht außer Fremdsprachen auch noch Rechnen auf dem Stundenplan?).
Die Bundeskanzlerin zeigt ihm indessen in den USA, wie man auf der großen Weltbühne zu Ruhm und Ansehen gelangt.

Nun ja, das ist zur Zeit auch leichter als das Regieren im eigenen Land, wo die Wahlversprechen sich mehr und mehr als Versprecher entpuppen - was die meisten Bürger ja nicht wirklich überrascht.

Überrascht sind wohl nur die Rentenempfänger, die schon mal vorsichtig auf eine erneute Nullrunde vorbereitet werden. Eine? Ja, zunächst einmal nur eine. Immerhin sind ja auch nur 2,5 Prozent von ihnen von Armut betroffen.

Absolute Zahlen? Bitte, gern: 2007 bezogen 392.000 Menschen staatliche Leistungen zur "Grundsicherung", im Jahr 2008 waren es 410.000. Achtung: Immer das KLEINGEDRUCKTE mitlesen. Die Zahlen beziehen sich auf Frauen und Männer über 65 Jahren (Quelle: Statistisches Bundesamt).

Was ist mit den vielen "Frührentnern", die - weil auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr vermittelbar - vorzeitig "zwangsverrentet" wurden?
Ach ja, die Regierungskoalition macht sich ernsthaft Sorgen um die Zukunft, weil die Zahl der Rentner steigen wird. Nun sind wir aber alle überrascht - oder?

Ich höre die geneigte Leserin, den geneigten Leser schon murmeln "immer diese leidige Rentenfrage, gibt es denn nichts GUTES zu berichten?"

Doch, natürlich gibt es gute Nachrichten: Die dank unserer Steuergelder gestützten Banken verzeichnen wieder Rekordgewinne und die Boni fließen auch mittlerweile wieder in fast gewohnter Höhe.

Schade nur, dass ich bald zu den Rentnern gehören werde und nicht zu den Bankern.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Verrat - so tönt es aus den Ländern

Egal wohin man hört: Verrat im Saarland, Verrat in Thüringen und Verrat auch in Brandenburg.

Das trifft sich gut, dann achtet niemand auf die Republik. Dort nähert sich das Tauziehen mittlerweile dem Höhepunkt. Nun ist plötzlich - o Wunder - doch nicht so viel Geld da wie man für die vollmundig versprochenen Steuersenkungen braucht. Nun ja, rund 75 Prozent der Bundesbürger haben sowieso nicht daran geglaubt.
Aber die zukünftig Regierenden halten daran fest. Finanzierung? Da gibt es auch bereits die ersten Ideen, die normalerweise wohl viel Staub aufwirbeln würden. "Ende der Rentengarantie", "weitere Anhebung des Renteneintrittalters" und "Überprüfung des Anspruchs auf H 4".
Nur gut, dass es derzeit soviel Verrat und Verräter in den Bundesländern gibt. Das gibt den Verhandlungsführern von CDU/CSU und FDP und den ihnen nahe stehenden Organisationen die Möglichkeit, so manche kleine oder auch größere Schweinerei auszutüfteln.

Ich fürchte, so mancher Gegner von H 4 wird sich demnächst danach zurücksehnen - aber eines ist sicher: Die Rente. Auch frage ich mich nur: Welche?

Mittwoch, 30. September 2009

Rentennachzahlung voll steuerpflichtig

"Zahlreichen Rentnern in Deutschland droht eine höhere Steuerlast. Denn allen Ruheständlern, denen im Zuge des Renten-Skandals um tausende falsch ausgestellte Rentenbescheide Nachzahlungen zustehen, müssen diese mit einem höheren Satz versteuern. Schuld ist die gestiegene Rentenbesteuerung, die seit dem Jahr 2005 greift. Deshalb müssen Rentner die Nachzahlungen nach dem aktuellen Satz versteuern, wie der Mitteldeutsche Rundfunk in seiner Sendung "Umschau" berichtet." (Quelle: Erschienen am 29. September 2009 | cs | t-online, Foto: imago)

Das kann doch wohl nicht wahr sein. So kann man die Staatskasse auch aufbessern. Zuerst werden Renten falsch berechnet - dummerweise anscheinend nur zu Lasten der Rentner - dann wartet man ein paar Jahre, bis statt der damals zu versteuernde Anteil von 19 % auf mittlerweile 50 % angestiegen ist und zahlt dann "großzügig" die den Rentnern zustehende Rente nach. Nun allerdings müssen bereits 50 % der Rente besteuert werden. So ein Pech aber auch!

So hat der Staat dann doppelt verdient: erst an dem zinslosen "Zwangsdarlehen", von den Rentnern unfreiwillig gewährt und nun auch noch an dem höheren Steuereinkommen.

Wenn es für die Betroffenen nicht so traurig wäre, ließe sich über solche Possen gar trefflich lachen!

Dienstag, 29. September 2009

Gewerkschaften, Sozialverbände und Kirchen befürchten weiteren Sozialabbau - bzw. warnen davor!

Rechen- und Gedankenspiele nach der Wahl

Nun gerate ich doch sehr angestrengt ins Grübeln. Gewerkschaften, Sozialverbände und die großen Kirchen betrachten sich traditionell als Anwälte der Armen, Alten, Kranken und anderen Benachteiligten.

So weit so gut.

In der BRD gibt es zur Zeit etwas mehr als 20 Millionen Rentner. Dazu kommen die ca. 5 Millionen Menschen ohne Arbeit. Dazu kommen noch einige Millionen von Arbeitnehmern, die zu den schlecht bezahlten Arbeitskräften gehören.

An der Wahl teilgenommen haben knapp 44 Millionen Bürgerinnen und Bürger!

Also haben von den über 25 Millionen schlechter gestellten Bürgerinnen und Bürger viele von ihrem Wahlrecht nicht Gebrauch gemacht, oder aber sie haben die neue politische Mehrheit mit geschaffen.

Ich weiß nicht, was ich schlimmer fände ...

Was haben Lidl und die FDP gemeinsam?


Die Farben oder auch die Werbeagentur?


Diese Schilderkombination entdeckte ich in der Kasseler Nordstadt.

Ich erzählte einigen Leuten von der Entdeckung - und erntete zwar viele Lacher - aber niemand wollte mir glauben.
Also fuhr ich am nächsten Tag mit meiner Kamera "bewaffnet" zur "Beweissicherung" noch einmal dorthin.

Ich finde, dieses Foto ist eine hervorragende Grundlage für ein Brainstorming - oder?

Montag, 28. September 2009

Bundestagswahl 2009 - Wahlergebnisse einmal anders betrachtet

Wählerauftrag versus Bürgerwille

Die Bundestagswahl ist vorbei, einige Tage wird die Zahl der Nichtwähler noch eine Rolle spielen, danach geht es - wie bisher immer - weiter so, oder wie es Oliver Kahn sagen würde: "Weiter, immer weiter."

Sehen wir uns das vorläufige amtliche Endergebnis einmal an:



in Prozent
Wähler 43997633 100,00



ungültige 640091 1,45
gültige Stimmen 43357542



SPD 9988843 23,04
CDU 11824794 27,27
FDP 6313023 14,56
DIE LINKE 5153884 11,89
GRÜNE 4641197 10,70
CSU 2830210 6,53
Andere 2605591 6,01

Wahlbeteiligung 70,8 Prozent, also 6,8 Prozent weniger als 2005. CDU/CSU und FDP haben mit aufgerundeten 48,4 Prozent eine klare Mehrheit und Frau Merkel will "Kanzlerin aller Deutschen" sein.

Aller Deutschen? Nehmen wir doch einmal "alle Deutschen" (zumindest die Wahlberechtigten) in den Blick:



in Prozent
Wahlberechtigte 62132442 100,00



ungültige 640091 1,03
NICHTWÄHLER 18134809 29,19
SPD 9988843 16,08
CDU 11824794 19,03
FDP 6313023 10,16
DIE LINKE 5153884 8,29
GRÜNE 4641197 7,47
CSU 2830210 4,56
Andere 2605591 4,19


Die vorher "stärkste Partei" CDU/CSU hat demnach nur noch 23,6 Prozent von den wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger erhalten. Die "stärkste Kraft" im Land sind die Nichtwähler mit 29,2 Prozent.

Die Koalition von CDU/CSU und FDP kommt gerade mal auf 33,8 Prozent. Ist das wirklich der viel zitierte Bürgerwille? Es ist mit Sicherheit der Wählerauftrag. Aber was passiert eigentlich, wenn die Wahlbeteiligung weiter sinkt? Wenn sich vielleicht einmal weniger als die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger an der Wahl beteiligen?

Mittwoch, 23. September 2009

Rente reicht nicht mehr -

Immer mehr Menschen in Kassel sind im Alter auf Sozialhilfe angewiesen.

So lautete der Aufmacher am Dienstag, 22. September auf Seite 1 der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA). Demnach ist laut Auskunft des Sozialamtes der Stadt Kassel die Zahl der Grundsicherungsempfänger in Kassel von 2006 bis Ende 2008 von 3177 auf 3471 gewachsen, das ist eine Steigerung von über 9 %.
Das durchschnittliche monatliche Rentenniveau liegt in Kassel derzeit bei 813 €.
Übrigens kein Problem nur von Kassel, die Durchschnittsrente liegt in Braunschweig bei 869 €, in Chemnitz bei 975 € und in Darmstadt bei 859 €. (Quelle: con_sens, DRV-Bund).
Laut Sozialamt wird sich das Problem in Zukunft weiter verschärfen: Wer lange Arbeitslosengeld II bezieht, erwirbt nur geringe Rentenansprüche. Und die Zahl der Mini-, 1 €- und anderer Jobs, deren Bezahlungen nicht zur Deckung des Lebensunterhaltes reichen, steigen.
Eine ausreichende Altersvorsorge ist damit jedenfalls nicht möglich.


Mittwoch, 22. Juli 2009

Montag, 20. Juli 2009

Kabarettisten haben es wahrlich schwer zur Zeit ...

Finanzminister Steinbrück redet vom goldenen Rentenalter (siehe vorherigen Beitrag), die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz (65) befürchtet Altersarmut für sich, wie sie der Bild am Sonntag berichtete: "Wir leben von 500 bis 600 Euro im Monat" (zitiert nach HNA vom 20. Juli 2009). Vermutlich wird Herr Steinbrück das nicht zulassen und auch ihr ein goldenes Rentenalter ermöglichen.

Die HNA berichtet auch über die Forderung des CSU-Politikers Johannes Singhammer auf Verzicht des Urlaubs von Rentnern zugunsten der jüngeren Generation. Herr Singhammer ist übrigens der familienpolitische Sprecher der Union-Bundestagsfraktion. Auch er äußerte sich gegenüber der "Bild"-Zeitung.

Denkt er dabei vielleicht an den 1963 geborenen Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher?

Dieser soll jetzt ca. 2,9 Millionen Boni (zusätzlich zu seinem Gehalt) erhalten. Und das trotz geflossener Zuschüsse durch die beteiligten Länder in Milliardenhöhe zur Rettung der Bank.


Oder meint Singhammer das ganz anders? Soll Nonnenmacher später nicht in Urlaub fahren und stattdessen etwas von seiner Rente an Jüngere abgeben? Na, wenn da mal nicht wieder die Altersarmut droht.

Und was macht Frau Merkel? Die Zahl derer, die ihr nicht glauben wächst im Gleichschritt mit der Zahl derer, die sie als Bundeskanzlerin behalten wollen (beide Werte liegen derzeit in der gleichen Umfrage bei etwa 80 Prozent).

Willkommen in der Anstalt ...

Sonntag, 19. Juli 2009

"Den heutigen Rentnern geht es so gut wie keiner Rentnergeneration vor ihnen oder nach ihnen"

Ich kann es nicht mehr hören Herr Steinbrück!

Natürlich ist es richtig was da gesagt wird - bezogen auf einen Teil der Rentner, einem anderen Teil geht es überhaupt nicht gut.

Aber selbst wenn es so wäre, was sagt der Satz denn aus? Lässt er sich nicht locker auf jede andere Altersgruppe auch übertragen?

Und wenn wir mal vom Alter weggehen, wie klingt denn zum Beispiel der Satz, wenn wir ihn auf Manager übertragen? Oder auf die Politiker? Natürlich ohne die negative Prognose für die Zukunft.
Da kommt doch auch keiner auf die Idee, ihnen den Urlaub zu verwehren zugunsten der Landwirte zum Beispiel. Ich habe auch noch nie gehört, dass Politiker und Manager ihre Einkünfte gekürzt hätten, wenn das Durchschnittseinkommen zurück ging.

Denken die Menschen der mittleren Generation eigentlich daran, dass sie den Jungen heute beispielhaft vormachen, wie diese dann mal mit ihnen umgehen werden?

Samstag, 4. Juli 2009

Bundestagswahl 2009

Gestern Abend saß ich einigermaßen fassungslos vor dem TV und wollte nicht glauben, was das "Politbarometer" des Zweiten Deutschen Fernsehens meldete:

Es ging um eventuelle Steuererhöhungen nach der Wahl. Beide (noch) großen Parteien bestreiten das Vorhaben von Steuererhöhungen - und beiden Parteien glaubt die große Mehrheit der Bevölkerung nicht.

Wo bitteschön soll denn da das Vertrauen in die Politik herkommen? Diese mangelnde Glaubwürdigkeit hat doch Ursachen, ihr liegen Erfahrungen zugrunde.

Es müsste doch ein Ruck durch die Parteien gehen - oder sind die Politiker schon so abgebrüht, dass auch ein öffentlicher, kollektiver Tritt ins verlängerte Rückgrat schon keine Wirkung mehr zeigt? Oder sollte gar der Tritt ins Leere gehen, weil längst kein Rückgrat mehr da ist?

Andererseits was für ein Wahlvolk: Da glaubt die große Mehrheit der Bevölkerung (72 %) der Kanzlerin Merkel nicht ihr vehementes "Nein" zur Mehrwertsteuererhöhung in der nächsten Legislaturperiode und will sie aber dennoch mehrheitlich als Kanzlerin (59 %).

Leidet unsere Bevölkerung an einer kollektiven Schizophrenie - oder ist die Art der Befragung, Auswertung und Publikation von Umfragen wie der des "Politbarometer" schlichtweg irreführend?

Samstag, 27. Juni 2009

Kinderarmut - Altersarmut? Wir haben beides!

Von der Öffentlichkeit weitestgehend unbeachtet wurde vom Paritätischen Gesamtverband am 12. Juni der Schuldenreport 2009 in Berlin vorgestellt.

Im Vordergrund eines Statements von Heidi Merk, der Vorsitzenden des Verbandes, stehen die Alleinerziehenden und Hartz IV-Bezieher.

36 % der Alleinerziehenden sind laut dem 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung von Armut betroffen.

"Die Armutsgrenze liegt für eine allein lebende Person derzeit bei 764 Euro, für Alleinerziehende mit einem Kind bei 994 Euro." (Heidi Merk, Pressekonferenz 12.6.09)

Ich stelle hier noch einmal die durchschnittliche Rente einer Frau in der BRD in Höhe von 691 Euro gegenüber und die durchschnittliche Einzelrente* in Höhe von 742 Euro (Zahlen ermittelt von Statistischen Bundesamt für 2007), um endlich aus der Diskussion Jung gegen Alt heraus zu kommen.

Beide sind bedroht oder bereits betroffen von Armut.


* Etwa 80 Prozent der Bezieher von Altersruhegeldern erhalten nur die gesetzliche Altersrente, ca. 20 Prozent erhalten zusätzliche Renten, wie z. B. Betriebsrenten.

Montag, 22. Juni 2009

Überprüfung der Rente mit 67 vorziehen?

Seit Wochen verfolge ich mit großer Sorge den rasanten Anstieg der Arbeitslosenzahlen der über über 55-Jährigen. Auch der letzte, bereits an anderer Stelle zitierte Bericht der Bundesagentur für Arbeit vom Mai 2009 lässt eher noch Schlimmeres befürchten.

Heute Morgen nun ließ mir eine gute Freundin einen Link zu einer Quelle zukommen, auf die ich mich nur ungern stütze, wenn es um Tatsachen geht.

Richtig in dem Artikel ist der Hinweis auf das Gesetz, das eine regelmäßige Überpüfung der "Anhebung der Regelaltersgrenze" ab 2010 vorschreibt. Wie ich schon an anderer Stelle vorgerechnet habe, bedeutet die derzeitige Altersgrenze von 67 Jahren (auch wenn sie nur schrittweise eingeführt wird) für viele ältere Arbeitnehmer ohne Arbeit, die Zwangsfrühverrentung mit enormen Abschlägen.

Der Gesetzgeber wäre daher gut beraten, die ohnehin vorgeschriebene Überprüfung vorzuziehen und die daraus folgenden Konsequenzen zu ziehen.
Auch die von beiden Koalitionspartnern (!) vorgesehene Überprüfung der einschlägigen Gesetze zum Schutz von privater Alterssicherung sollte nicht nur als Wahlkampfmunition eingesetzt werden.

Es ist schon heute ein Skandal, wenn - im Falle von längerer Arbeitslosigkeit - die private Alterssicherung erst aufgelöst werden muss, bevor der Staat hilft.

Das war und ist ein zynischer Verschiebebahnhof, der die Staatskasse vorrübergehend entlastet und im Alter - über die Grundsicherung - wieder belastet.

Für den Steuerzahler kein großer Unterschied, für die betroffenen Menschen schlicht entwürdigend.

"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist die Verpflichtung aller staatlicher Gewalt."
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Artikel 1, Absatz 1

Schon vergessen?

Dienstag, 16. Juni 2009

Zahl der Millionäre steigt sprunghaft

"Trotz Finanzkrise ist das weltweit verwaltete Vermögen gewachsen. Zehntausende Deutsche stiegen im vergangenen Jahr in die Riege der Millionäre auf.

422 000 Millionärshaushalte (*) gab es im Jahr 2007 in Deutschland – gut ein Fünftel mehr als im Jahr zuvor. Dies geht aus dem am Freitag veröffentlichten „Global Wealth Report“ der Boston Consulting Group (BCG) hervor."

"Damit gibt es in Deutschland die viertmeisten Dollarmillionäre weltweit. Nur in den USA, Japan und Großbritannien sind mehr Superreiche zu finden."


"Die Schere klafft auseinander

Das Vermögen reicher Haushalte mit mindestens 100 000 US-Dollar ist im vergangenen Jahr schneller gewachsen, als das ärmerer. Die Reichen stellen weltweit 18 Prozent aller Haushalte und besitzen 88 Prozent des globalen Vermögens. Millionäre machen 0,8 Prozent der Haushalte aus und verfügen über 35 Prozent des weltweiten Vermögens."

* Das Manager-Magazin berichtete sogar von 798.000 Dollar-Millionären in Deutschland.

Quellen: Focus Online Money
Manager-Magazin

Tafeln rechnen mit mehr Bedürftigen

"Göttingen. Die Zahl der Menschen, die auf Lebensmittel der gemeinnützigen Tafeln angewiesen sind, wird aufgrund der Wirtschaftskrise spätestens 2010 überproportional steigen.

Zu dieser Einschätzung kamen die Vertreter von rund 850 Tafeln zum Abschluss ihres Bundestreffens am Wochenende in Göttingen. Drei Tage lang hatten die freiwilligen Helfer in der südniedersächsischen Universitätsstadt ihre Erfahrungen ausgetauscht.

Angesichts der wachsenden Nachfrage gelte es, weiterhin Unterstützer der Tafel-Idee zu finden, sagte Verbandsvorsitzender Gerd Häuser (Quedlinburg). Im Blick hat der Verband dabei vor allem Unternehmen der Lebensmittel- und der Logistikbranche sowie der energiewirtschaft. Ohne Spenden könnten die Tafeln nicht existieren."

Der Text wurde übernommen aus der HNA (Hessische Allgemeine) Nr. 136, vom 16. Juni 2009
Die Hervorhebung wurde von mir vorgenommen.

Montag, 15. Juni 2009

Es bleibt dabei: Keine Vermögenssteuer!

Nach der Wahlschlappe der SPD bei der Europawahl des vergangenen Wochenendes waren die Erwartungen der Beobachter an den Parteitag der SPD recht hoch. Hatte es doch - wie bereits erwähnt - rumort unter den Genossen.

Nun ist es also Wahlprogramm: Die Einführung einer Reichensteuer steht im Wahlprogramm, nicht die Wiedereinführung der Vermögenssteuer.

Noch ganz unter dem Eindruck der verlorenen Wahl, die doch eigentlich das erste Erfolgserlebnis auf dem Weg zur Bundestagswahl werden sollte, war wohl kein Mut mehr zur inhaltlichen Auseinandersetzung vorhanden.

Der Aufruf des Kanzlerkandidaten zur Geschlossenheit tat ein Übriges. Das Wahlprogramm wurde "abgenickt".

Als Steinmeier am Schluss seiner Rede die Behauptung aufstellte: "Deutschland braucht die Sozialdemokratie", dachte ich für mich: "Ja, schon - aber nicht diese."

Freitag, 12. Juni 2009

Reichensteuer oder Vermögenssteuer - Gedanken zu "Steuergerechtigkeit"

In der Monitorsendung am 11.06.2009 wurde ein Millionär vorgestellt. Oder besser: Seine Einkommens- und Vermögenssituation. Zur Situation: Herr X ist Eigentümer von vier Miethäusern im ertragreichen Rhein-Main-Gebiet im Gesamtwert von ca. 5 Millionen Euro.

Er hat ein weiteres selbst bewohntes "Haus" im Taunus und lebt von den Mieteinnahmen seiner Miethäuser. Nach Abzug aller absetzbaren Kosten erzielt er ein zu versteuerndes Einkommen in Höhe von 30.000 Euro im Jahr und hat dafür im Jahr 2008 2.298,00 Euro Steuern bezahlt.

Nach Abschaffung der "Vermögenssteuer" zum 1. Januar 1997 ist diese Berechnung völlig legal!

Der Staat (oder besser gesagt: Wir alle, die wir den Staat ja finanzieren müssen) verzichten nach den Berechnungen eines in der Sendung vorgestellten Wissenschaftlers dadurch jährlich auf ca. 16 Milliarden Euro.

Dagegen wirkt die von der SPD im aktuellen Wahlprogramm angestrebte "Reichensteuer als Beitrag zur Steuergerechtigkeit" mit einer zu erwartenden Einnahmesumme von ca. 2 Milliarden jährlich doch sehr bescheiden.

Die von Teilen der SPD geforderte Wiedereinführung der Vermögenssteuer hingegen stößt beim Kanzlerkandidaten Frank Walter Steinmeier auf taube Ohren.

Übrigens: Die Abschaffung der Vermögenssteuer war in dem gleichen "Paket", das die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall einschränkte, den Kündigungsschutz lockerte, das Rentenalter für Frauen heraufsetzte und Abstriche an der Gesundheitsfürsorge machte.

Ich bin gespannt, wie Finanzbehörden und Bundesregierung mit den ca. 2 Millionen Rentnern umgehen werden, die wahrscheinlich keine bzw. zu wenig Steuern gezahlt haben.

Es ist aber auch zu dumm, dass sie nicht - wie der eingangs erwähnte Millionär - selbst eine Luxusyacht von der Steuer absetzen können, weil sie auch für "Büroarbeiten" genutzt wird und "repräsentativen" Zwecken dient.

Tja, wer nichts hat kann auch nicht sparen, sondern nur zahlen.

Mittwoch, 10. Juni 2009

Sozialverbände fordern Bekämpfung der Altersarmut

Nun haben sich also endlich die beiden großen Sozialverbände VdK und SoVD gemeinsam zu Wort gemeldet.
Anlässlich des 9. Seniorentags vom 8. bis 10. Juni in Leipzig gab es sowohl von der Präsidentin des VdK, Ulrike Mascher wie auch vom Präsidenten des SoVD, Adolf Bauer klare Worte und Forderungen in Richtung Bundesregierung.

"Die Altersicherung müsse bei Erwerbsunfähigkeit, Niedriglohnarbeit und Arbeitslosigkeit ausgebaut werden", so Ulrike Mascher. Weiterhin fordert der VdK die Abschaffung der Rentenabschläge für Rentner, die wegen Krankheit nicht bis zum 65. bzw. demnächst 67. Lebensjahr arbeiten können.

Adolf Bauer erklärte, die Zahld er hilfebedürftigen Renter sei seit Einführung der Grundsicherung vor sechs Jahren um 70 % gestiegen. Er nannte es "unverantwortlich", die Gefahr steigender Altersarmut mit dem Hinweis auf die goldene Rentnergeneration abzutun.

Es gebe "klare Anzeichen, dass die Altersarmut in den nächsten Jahren rasant steigen wird", so Bauer in Leipzig.

Als wesentliche Ursachen dafür benannte Bauer die faktischen Rentenkürzungen der vergangenen Jahre (vgl. hierzu "Versteckte Rentenkürzungen"), die langfristige Absenkung des Rentniveaus (vgl. hierzu "Wie hoch sind die Durchschnittsrenten in der BRD") und die zunehmend lückenhaften Erwerbsbiografien (vgl. hierzu "Goldenes Rentenalter").

Vielleicht ist der alle 3 Jahre von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) organisierte Seniorentag der richtige Ort um auf die Misere aufmerksam zu machen - aber ob es etwas bewirkt?

Montag, 8. Juni 2009

Die neuen Alten III

Wer sind die neuen Alten?
Der Begriff wurde in den 1980er Jahren von den Medien geschaffen und bezeichnete Menschen, die aufgrund des damals neu geschaffenen Vorruhestandgesetzes (1984) schon mit 59 Jahren in den Ruhestand treten konnten.

Die neuen Alten wurden schnell als Freizeitgeneration definiert, in der öffentlichen Wahrnehmung wurden sie zur privilegierten Gruppe, die auf Kosten der jüngeren Generation lebt.

Von Wissenschaftlern wurden sie als ein vorübergehendes Phänomen betrachtet, denn jeder negative Veränderungsfaktor, wie eine plötzliche Erkrankung, konnte aus einem aktiven Alten eine hilfebedürftigen alten Menschen machen. Auch die frühe und finanziell gut abgesicherte Berufsaufgabe war sicherlich kein Modell für längere Zeit.

Und trotzdem hat sich die Bezeichnung der neuen Alten bis heute gehalten.

Auch heute beenden viele Menschen trotz Anhebung des Renteneintrittalters schon vorzeitig ihre Berufstätigkeit - allerdings eine große Zahl unfreiwillig und mit nicht unerheblichen finanziellen Einbußen.
Aber auch auf sie trifft zu: Sie sind jünger, sie sind mehrheitlich gesünder und verfügen über eine bessere Bildung als frühere Rentnergenerationen.

Was die heutigen und noch stärker die zukünftigen neuen Alten von der einst namengebenden Generation unterscheidet, sind die zunehmenden sozialen Ungleichheiten (vergleiche hierzu "Goldenes Rentenalter" auf meiner Homepage) und die gestiegenen und weiter steigenden Erwartungen hinsichtlich ihres Engagements für das Gemeinwesen.

Sonntag, 7. Juni 2009

Die neuen Alten II

Im nächsten Schritt ging es darum, förderliche Rahmenbedingungen für freiwilliges Engagement zu schaffen. Da eine Verpflichtung ausgeschlossen war, wurden altenpolitische Förderprogramme aufgelegt, deren Ziel es war, die neuen Alten in der Wertigkeit ihrer jeweiligen Lebenserfahrungen zu bestärken und ihr sogenanntes Erfahrungswissen für das Gemeinwesen nutzbar zu machen.

Zunächst wurden in einigen Bundesländern bereits erprobte Modelle bundesweit gefördert, die auf eine gegenseitige Hilfe und Unterstützung der neuen Alten untereinander abzielten wie zum Beispiel Seniorenbüros, Seniorengenossenschaften, Alte helfen Alte u. a. m.

Zunehmend wird ein Bemühen sichtbar, dass über die Generation selbst hinaus geht. Neuere Bundesmodellprogramme versuchen nunmehr verstärkt, die Aktivitäten der neuen Alten über ihre eigene Generation hinaus auf andere Felder auszudehnen.

Hier sind zu nennen die Generationenübergreifendem Freiwilligendienste, Erfahrungswissen für Initiativen, Mehrgenerationenhäuser, Vorlesen in Kindertagesstätten, Lernpatenschaften u.v.m.

Der dabei zugrunde liegende Gedanke eines Mentors (kommt aus der griechischen Mythologie, meint den älteren geistigen Anleiter, Berater und Begleiter eines i. d. Regel jüngeren, unerfahrerenen Menschen) birgt aber auch seine Schwierigkeiten:

Das in allen Programmen hochgelobte Erfahrungswissen der neuen Alten erfährt in einer Informationsgesellschaft, in der das "Wissen" aus dem Internet bezogen wird gerade eine nie erlebte Abwertung.

Samstag, 6. Juni 2009

Die neuen Alten

Spätestens seit dem 5. Altenbericht der Bundesregierung mit dem Titel: "Potenziale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft - Der Beitrag älterer Menschen zum Zusammenhalt der Generationen",
aus dem Jahr 2006
ist es vorbei mit dem ruhigen Rentner-Dasein. In dem Bericht ist die Rede von einer "neuen Verantwortungsrolle", die den Menschen nach der Erwerbstätigkeitsphase zugedacht wird.

Noch vier Jahre vorher, also 2002 wurde im Abschlussbericht der Enquete-Kommission "Demografischer Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik" die Frage gestellt, "ob die älteren Menschen einen Eigenbeitrag zur Entschärfung der durch den demografischen Wandel verursachten Verschiebungen im Belastungsgefüge der Generationen leisten können und müssen"

Vier Jahre später sind die älteren Menschen - oder die neuen Alten bereits in einer Verantwortungsrolle. Diese Zuweisung als Verpflichtung auszusprechen wurde (noch, Anm. d. Verf.) eindeutig abgelehnt.

EXKURS: Abgelehnt werden kann doch eigentlich nur etwas, was beantragt oder zumindest als Vorschlag eingebracht wurde. Und die Wahl des Begriffs "eindeutig" gibt Anlass zu weiteren Vermutungen.

Freitag, 5. Juni 2009

Panorama hat nachgerechnet

Auch Panorama kommt auf weit über fünf Millionen Menschen ohne Arbeit und bemängelte in der Sendung vom 4. Juni 2009 den Monatsbericht der Agentur für Arbeit als "Mogelpackung", der mehr versteckt als offen informiert.

Laut Panorama wurde der leichte Rückgang der Arbeitslosenzahlen mit der Nichtberücksichtigung von den Arbeitsuchenden erreicht, die an "private" Job-Center überstellt wurden.
Nach Ansicht führender Fachleute wird es davon zukünftig noch viel mehr geben. Eine offizielle Arbeitslosenzahl von unter 3 Millionen rückt somit näher.

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz wurde von Panorama auf die Mogelei angesprochen. Er rechtfertigte die Herausnahme von Gruppen, die sich in "arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen" befinden.

Nach seiner Interpretation befinden sich Arbeitsuchende, die nicht mehr direkt von der Agentur für Arbeit, sondern von privaten Jobcentern betreut werden, in solchen Maßnahmen.

Obwohl dort nichts anderes passiert als in der Agentur auch: Der Betroffene muss sich zweimal im Monat dort melden - um in der Regel zu erfahren, dass es keine passenden Stellenangebote gibt.

Darauf angesprochen sagte der Bundesarbeitsminister sichtlich verärgert, sinngemäß: Rechnen Sie doch wie Sie wollen, dann haben Sie Ihre Zahlen und wir unsere.

Na das ist doch mal eine Aussage!Sie stellt endlich einmal den Wert von offiziell verkündeten Zahlen der Bundesregierung und Ihrer Behörden klar.

Donnerstag, 4. Juni 2009

"Ein jüngerer Partner - ein längeres Leben?"


Der Titel erinnert mich an den "Jungbrunnen" von Lukas Cranach dem Älteren aus dem Jahr 1546.

Auf der linken Seite des Bildes werden alte Frauen herangekarrt. Nach einem Bad im Jungbrunnen entsteigen sie diesem dann jung und hübsch, wo sie - auf der rechten Bildseite - von älteren Männern erwartet und neu eingekleidet werden. Ein Gemälde was durch seine vielen kleinen Details besticht und auch heute in seiner Aussage noch aktuell ist.

Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung haben den Einfluss des Altersabstandes auf die Lebenserwartung bei Männern und Frauen untersucht - mit bemerkenswerten Ergebnissen.
Kurz gesagt: Männer haben eine höhere Lebenserwartung, wenn sie mit jüngeren Frauen zusammen leben. Und zwar sinkt das Sterberisiko, je größer der Altersabstand ist.
Frauen hingegen haben die höchste Lebenserwartung, im Zusammenleben mit etwa gleichaltrigen Männern. Das Zusammenleben einer Frau mit einem jüngeren Mann erhöht ihr Sterberisiko, je größer der Altersabstand der Frau zu einem jüngeren Mann ist.

Literatur: Drefahl, Sven: How does the age between partners affect their survival? Demography (2009)




Montag, 1. Juni 2009

Wem nutzt der Pflege - TÜV?

Nun ist es also soweit: Ab heute wird alles besser in den Pflegeheimen.

Ohne Voranmeldung (welche Errungenschaft!) kommen "Prüfer" in die Pflegeheime und benoten die Einrichtungen nach einem Notensystem von 1 bis 5. Nach einem recht komplizierten System wird dann eine Gesamtnote errechnet und in das Internet gestellt.

Die Prüferinnen und Prüfer müssten ja eigentlich etwas vom "Fach" verstehen, aber wo kommen sie her? Werden jetzt die besten Pflegekräfte aus den ohnehin unterbesetzten Einrichtungen abgezogen?

Welchen Sinn macht eine Benotung, die unsinnige "Ausgleichsnoten" möglich macht? Wie kann es zum Beispiel sein, dass eine schlechte Note für schlechte Pflegeleistungen dadurch ausgeglichen werden kann, dass die Mitarbeitenden ihre Erste-Hilfe-Kurse mit "sehr gut" absolviert haben?

Ganz einfach! Die zu prüfenden Heimträger entscheiden selbst mit darüber, wie ihre Einrichtungen bewertet werden.

Übertragen: Die Besitzer von alten Autos entscheiden mit über die Bewertung der TÜV-Untersuchung und verhindern z. B. die Stilllegung ihres Fahrzeuges trotz defekter Bremsen und Durchrostung von tragenden Teilen, weil - ja weil z. B. der Lack sich in hervorragendem Zustand befindet, oder die Sitze neu aufgepolstert wurden.

Der Sozialpädagoge und Buchautor ("Im Netz der Pflegemafia") Claus Fussek verspricht sich keine durchgreifende Verbesserung von diesem Verfahren.

Also "viel Lärm um nichts"?

Schlimmer: Hier wird ein Millionenaufwand betrieben, der die Pflegekassen zusätzlich belasten wird und das Geld dort abzieht wo es eigentlich so dringend gebraucht wird!

Sonntag, 31. Mai 2009

Erodierende Ziele

"Ein Spezialfall der Problemverschiebung, der mit alarmierender Regelmäßigkeit wiederkehrt, sind erodierende Ziele. Immer wenn eine Lücke zwischen unseren Zielen und und unserer gegenwärtigen Situation klafft, entstehen zwei Formen von Druck: Der Druck, die Situation zu verbessern, und der Druck, die Ziele herunterzuschrauben." (Peter. M. Senge, "Die fünfte Disziplin", Klett Cotta 1990)

Auf 84 Seiten hat die Bundesagentur für Arbeit die Situation des Arbeits- und Ausbildungsmarktes im Mai 2009 beschrieben. Die Zusammenfassung auf Seite 6 beginnt mit einer Erfolgsmeldung: "Zum Arbeitsmarkt - Frühjahrsbelebung reduziert Arbeitslosigkeit - Kurzarbeit stabilisiert Beschäftigung"

Das ist die Meldung auf die der Monatsbericht weitestgehend reduziert wird, von fast allen Medien und den Politikern allemal.

Liest man den Bericht genauer - was zugegebenermaßen anstrengend und auch nicht immer gleich verständlich ist - so werden aus den "nur noch 3, 5 Millionen Arbeitslosen" plötzlich rund 5,8 Millionen. Wenn man nämlich all diejenigen mitrechnet, die sich in Qualifizierungsmaßnahmen befinden oder einen Ein-Euro-Job wahrnehmen.

Was lernen wir daraus?

Wenn nichts mehr geht, können wir immer noch unsere Ziele runterschrauben, die Ergebnisse schönen oder die Messlatte heimlich so verändern, dass auch kleine Erfolge riesig aussehen.

Im aktuellen Bericht hätte allerdings eine Fortschreibung des bisherigen Weglassens noch nicht für eine Erfolgsmeldung gereicht - na und? Dann werden halt schnell noch einige Maßnahmenteilnehmer aus der offiziellen Statistik rausgenommen - na bitte, es geht doch:

"Frühjahrsbelebung reduziert Arbeitslosigkeit"

Die Ruhe vor dem Sturm

Seit dem Jahr 2005 müssten immer mehr Rentner immer mehr Steuern zahlen. Ja, Sie haben richtig gelesen: Müssten! Aber wie sieht die Wirklichkeit aus? Erste Stichproben im Februar dieses Jahres in NRW lassen Schlimmes befürchten.

Was ist passiert?
Die Behörden haben mit den Daten eines Jahrgangs das gemacht, was in 2010 mit allen Datensätzen geschehen soll: Einen Datenabgleich zwischen Rentenversicherung und Finanzamt. Und das betrifft dann alle Rentner.


Zurück nach NRW. Die Ergebnisse der Stichproben veranlassen den Chef der deutschen Steuergewerkschaft in NRW, Manfred Lehmann zu düsteren Prognosen für das gesamte Bundesgebiet: Die Steuergewerkschaft schätzt, dass bundesweit etwa 2 Millionen Rentner Steuern zahlen müssten - es bisher aber nicht tun. Eine weitere Million wird trotz bereits gezahlter Steuern wohl Nachzahlungen leisten müssen - die Steuererklärungen sind fehlerhaft ausgefüllt.

Aber 2010 wird nicht nur für viele Rentnerinnen und Rentner Überraschungen bereit halten. Der Datenabgleich und die Bearbeitung der ca. 3 Millionen zusätzlichen Steuerfälle muss ja von der gleichen Zahl von Mitarbeitern bewältigt werden wie bisher. Und das wird wohl Stau bedeuten, ohne Umleitungsempfehlung.

Wir dürfen alle gespannt sein, ob sich der Eindruck wieder einmal einstellt, dass säumige Steuerzahler relativ schnell die fällige Zahlungsaufforderung erhalten, während die fälligen Erstattungen auf sich warten lassen.


Außerdem frage ich mich doch ernsthaft, warum seit 2005 nichts passiert ist, der längst fällige Datenabgleich erst nach 2009, dem Superwahljahr vorgenommen wird. Angekündigt wurde er ja schon mehrfach - und immer wieder verschoben.

Alles nur Zufall? Ich persönlich glaube mittlerweile nur noch an die Zufälle, die ich selbst konstruiert habe ...

Samstag, 30. Mai 2009

Prokrastination - bitte was?

Kennen Sie auch Leute - oder gehören Sie selbst zu ihnen - die ihre Arbeit einfach nicht sofort erledigen können?

Leute, die keine Zeit haben, keine Lust haben, zuerst "WICHTIGERES" zu tun haben, noch auf den richtigen "Einstieg" warten, nicht wissen, wo man denn überhaupt anfangen soll, auch bewusst etwas liegen lassen (in der sich manchmal ja auch erfüllenden Hoffnung, dass es sich irgendwann von selbst erledigt) oder Arbeit auf den nächsten Tag verschieben, weil Sie heute ohnehin nicht damit fertig werden würden?

Nein, ich rede hier nicht von Politikern - obwohl der Verdacht nahe liegt - sondern von wahrscheinlich jedem FÜNFTEN unter uns, wenn die Forscher recht haben.

Joe Ferrari von der DePaul University in Chicago, einer der führenden Forscher auf dem Gebiet, geht jedenfalls von dieser Zahl aus und bezeichnet das Verhalten, wenn es denn nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel ist, als Krankheit, welche nur durch eine Therapie geheilt weren kann.

Das Kernproblem der "Aufschieber" seien Schwierigkeiten bei der Setzung von Prioritäten und ihr latentes Minderwertigkeitsgefühl, dass sie fälschlich Erfolg mit Selbstwertgefühl gleichsetzen lässt.

Also doch Politiker? - Na ja, bezieht man die fast zwanzig Prozent der von der Krankheit betroffenen Menschen auf die Zahl der 669 Bundestagsabgeordneten, dann gäbe es im Bundestag immerhin die stattliche Zahl von rund 134 "Aufschiebern".

Und das würde neben dem "taktischen Verhalten" bedingt durch die Sachzwänge (verursacht durch die permanenten Wahlen) eine weitere Erklärungsmöglichkeit für das ständige Aufschieben wichtiger Reformvorhaben bieten.

Auch das von vielen politischen Beobachtern häufig bemängelte Zaudern unserer Regierungschefin erschiene in einem völlig neuen Licht - oder?

Eigentlich hätte ich ja schon längst mit meinen Hunden raus gemusst, aber dieser Beitrag war mir gerade wichtiger ...

Dienstag, 26. Mai 2009

Kriminalität im Alter, Teil II

Mit den Statistiken und Zahlen ist es so eine Sache für sich. Neben des Zahlen, die in der ZDF-Pressemappe veröffentlicht wurden - leider mit unklaren Quellen - gibt es auch noch einen Beitrag in Hartisblog zum gleichen Thema, mit ähnlicher Tendenz - aber leider halt auch mit unklaren Quellen.

Allein das mir vom Statistischen Bundesamt zugesandte Material kann mit Sicherheit als Grundlage für mehrere wissenschaftlichen Abhandlungen und etliche Statistiken dienen.

Hier also mein Ergebnis:

Im Jahr 1996 gab es 112.203 wegen Diebstahl verurteilte Menschen, davon entfielen auf die Altersgruppe 60 Jahre und älter 3.672, das entspricht einen Anteil von 3,27 Prozent.

Zehn Jahr später, also 2006 gab es 135.664 wegen Diebstahl verurteilte Menschen, davon entfielen auf die Altersgruppe 60 Jahre und älter 7.562, das entspricht einem Anteil 5,57 Prozent.

Die Zahl der Gesamtverurteilten hat sich innerhalb der 10 Jahre also um 23.461 erhöht, das entspricht einem Zuwachs von 20,9 Prozent.

Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der Verurteilten der Altersgruppe 60 Jahre und älter um 3890 erhöht, das entspricht einem Zuwachs von immerhin 105,9 Prozent.

Hier sind nur die Straftaten erfasst, die strafrechtlich verfolgt wurden und mit einer Verurteilung endeten.

(Andere Entscheidungen sind Freispruch, Einstellung des Strafverfahrens, Absehen von Strafe, Anordnen von Maßregeln der Besserung und Sicherung (selbständig oder neben Freispruch und Einstellung) sowie Überweisung an den Familien- oderVormundschaftsrichter.)

Die vom Statistischen Bundesamt verwendete Kategorie "Diebstahl und Unterschlagung" ist unterteilt in:
- Diebstahl

- Einbruchdiebstahl (einschl. Wohnungseinbruch)
- Unterschlagung

Die von mir verwendeten Zahlen beziehen sich ausschließlich auf die Unterkategorie "Diebstahl". Sie scheinen aber die in den anderen Veröffentlichungen beschriebenen Tendenzen zu belegen.

Montag, 25. Mai 2009

"Kriminalität im Alter"

"Entsprechend der demographischen Entwicklung wird es künftig auch mehr straffällige Senioren geben. In den letzten Jahren ist ein stetiger Anstieg der Kriminalität der über 60-Jährigen zu verzeichnen. 2004 zählte die Polizei fast 150.000 Tatverdächtige ab 60 Jahre. Die Senioren nehmen in der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik des Jahres 2004 6,4 Prozent der gesamten Tatverdächtigen ein. In den letzten 10 Jahren die die Zahl der über 60-Jährigen delinquenten Senioren um fast 50 Prozent gestiegen. Die meisten von Seniorgen begangenen Straftaten sind Diebstähle. Die zunehmende Armut könnte immer mehr alte Menschen dazu zwingen, mittels Straftaten ihre Existenz zu sichern."

Quelle: ZDF-Pressemappe zur Doku-Fiction "2030 - Aufstand der Alten", vom 4. Dez. 2006, zusammengestellt von Birgit Schuler, ZDF Redaktion Zeitgeschehen

Nachtrag: Da mir die Quellen des ZDF für diese Zahlen nicht bekannt sind, habe ich heute mehrere, längere Telefonate mit dem Statistischen Bundesamt geführt. Ein fertige Statistik über Eigentumsdelikte von über 60-Jährigen gibt es nicht als Zeitreihe - warum eigentlich nicht? Ich werde vom Statistischen Bundesamt allerdings Zahlenrohmaterial erhalten, aus der sich eine Zeitreihe erstellen lässt. Dieses Material werde ich bearbeiten und die Zahlen hier demnächst nachreichen.

Sonntag, 24. Mai 2009

"Armut im Alter"

"Rentenexperte und Sozialforscher Professor Meinhard Miegel vom Bonner Institut für Wirtschaft und Gesellschaft geht davon aus, dass immer mehr Menschen in Deutschland von Armut betroffen sein werden. In einem "Frontal-21"-Bericht im März 2006 warnte er davor, dass der Kreis derer, die sehr geringe Rentenansprüche erworben haben, deutlich wachse.

Bereits heute lebe ungefähr eine Drittel der Rentner, also fast 7 Millionen, unter dem Sozialhilfeniveau. Besonders Langzeitarbeitslose und unstetig Beschäftigte würden Gefahr laufen, im Alter zu verarmen. Er befürchte sogar, dass in 25 Jahren jeder zweite Rentner nur noch eine Rente in Höhe von Hartz IV bekommen wird.

Alte Menschen sind stärker suizidgefährdet. Armin Schmidtke, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Suizidprävention (DGS), bestätigt, dass jede zweite zweite Frau, die sich das Leben nimmt über 60 Jahre alt ist.

Das spiegelt seiner Meinung nach den Umgang der Gesellschaft mit alten Menschen wider. Statusverlust und Geldprobleme zählen zu den Ursachen. Depressionen im Alter werden oft nicht bemerkt."

Quelle: ZDF-Pressemappe zur Doku-Fiction "2030 - Aufstand der Alten", vom 4. Dez. 2006, zusammengestellt von Birgit Schuler, ZDF Redaktion Zeitgeschehen

Samstag, 23. Mai 2009

"Gesundheit für alle oder Zwei-Klassen-Medizin?"

"Die Zwei-Klassen-Medizin ist schon heute Realität. Auf der einen Seite stehen die Privatpatienten, denen auch neue Behandlungsmethoden bezahlt werden, auf der anderen Seite die Kassenpatienten, deren Behandlungen nur erstattet werden, wenn sie im gesetzlichen Leistungskatalog stehen.

Das Sozialgesetz legt fest, dass die Krankenkassen nur Leistungen bezahlen dürfen, die "hinreichend", "notwendig" und "wirtschaftlich" sind.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es in Zukunft in Deutschland zu einer Rationierung medizinischer Leistungen kommen wird, ist groß.

In England werden schon heute manche Operationen für ältere Patienten nicht mehr aus Mitteln des öffentlichen Gesundheitswesens bezahlt.

Ältere Patienten, die nicht privat bezahlen können, erhalten im britischen Gesundheitssystem keine Dialyse, keine Transplantation und keine Hüftprothese."

Quelle: ZDF-Pressemappe zur Doku-Fiction "2030 - Aufstand der Alten", vom 4. Dez. 2006, zusammengestellt von Birgit Schuler, ZDF Redaktion Zeitgeschehen

Freitag, 22. Mai 2009

"2030 - Aufstand der Alten"

... so lautete der Titel einer dreiteiligen Doku-Fiction des ZDF, die im Jahr 2007 ausgestrahlt wurde.

In der am 4. Dezember 2006 ZDF herausgegebenen Pressemitteilung wurde Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer (Fachberater des Projektes) zitiert:

"Das Forschungsinstitut Prognos AG hat jüngst alarmierende Zahlen vorgelegt: Im Jahr 2040 werden die Einkommen mit 42 Prozent Rentenabzügen belastet, wenn sich am Rentenversicherungssystem nichts ändert."

"Bei über 60jährigen werden keine Operationen mehr vorgenommen. Für Prothesen und Medikamente steht jedem Senior jährlich eine feste Summe zur Verfügung. Von den bescheidenen Renten kann kaum jemand privat eine Operation, ein Medikament oder ein Hörgerät bezahlen."

Zitate aus: Die Entfernung vom Wolfsrudel, Düsseldorf, 1990

"Das planerische Grundelement heißt Kürzung. auch wenn in der deutschen Gesellschaft Geld genug vorhanden sein ddürfte, um solche Kürzungen zu vermeiden: Der Verweis auf den globalisierten Arbeitsmarkt (Lohnnebenkosten) wird dafür sorgen, das die Kürzungen durchgesetzt werden. Er wird auch eine Privatisierung der Versorgung mit Renten und Gesundheit zur Folge haben, bei dem immer mehr alte und junge Menschen den Anschluss verlieren werden."

Zitat aus: Kampf der Generationen, München, 2004

Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen im Renten- und Gesundheitswesen wäre es gut, wenn das ZDF die Doku-Fiction noch einmal ausstrahlen würde. Ich habe sie damals aufgezeichnet und mir kürzlich noch einmal angesehen. Sie hat an Aktualität nichts verloren - ganz im Gegenteil.

Donnerstag, 21. Mai 2009

Ärztliche Leistungen nur gegen Cash?

Am Dienstag haben die 250 Delegierten des 112. Deutschen Ärztetages, der in Mainz tagt, doch tatsächlich eine "Kostenvorerstattung" beschlossen.

Wer also eine ärztliche Leistung in Anspruch nimmt, soll erst einmal aus eigener Tasche bezahlen.
Von der Transparenz der entstehenden Kosten versprachen sich die Delegierten einen Rückgang von überflüssigen Arztbesuchen.

Von dem Rückgang bin ich überzeugt - viele werden sich einen Arztbesuch mit sofortiger Begleichung der Rechnung schlicht nicht mehr leisten können. Manche Menschen beleihen schon heute Familienschmuck und andere Wertsachen, um ein paar Tage bis zur Auszahlung von Lohn, Arbeitslosengeld oder Hartz IV zu überbrücken. Sollen diese Menschen nun auch noch Zinsen zahlen, um eine Arztrechnung begleichen zu können?

Heute nun die (vorläufige?) Erleichterung. Der Beschluss wurde widerrufen und an den Vorstand zur weiteren Bearbeitung zurückgegeben.

Oh, lasst uns Dankopfer darbringen den Göttern in weiß, die doch noch Bedenken hatten ...

Den Begriff "Kostenvorerstattung" schlage ich vorsorglich schon mal für die Wahl des Unwortes des Jahres vor!

Versteckte Rentenkürzungen

Bei den Renten gab es eine Vielzahl von versteckten Kürzungen. Allein für den Zeitraum vom 1.7.2003 bis zum 1.7.2006 listet Valentin Gerber in einem vom Büro gegen Altersdiskriminierung veröffentlichten Beitrag 12 (zwölf) versteckte Rentenkürzungen auf.

Gerber errechnet einen faktischen Rentenverlust von 119,70 € pro Monat, bezogen auf eine Rente von 1.300,00 €.

Die Liste der Gemeinheiten reicht von Erhöhung der Versicherungsbeiträge für Krankenversicherung und Pflegeversicherung, über mehrjährige Null-Runden, bis zur Erhöhung des Besteuerungsanteils der Rente.

Und nun wird eine Rentenkürzung als Beitrag der Rentner zur Finanzierung der Wirtschaftskrise diskutiert.

Vermutlich hat man festgestellt, dass die 20 Millionen Rentner mit ihrem ungeheuren Vermögen und ihrem Wunsch nach einer sicheren Anlage des Geldes für ihre Altersvorsorge die Finanzkrise ausgelöst haben. Oder warum sonst sollen sie die Überwindung mitfinanzieren?

Haben die Rentner durch den "aufgeschwatzten" Erwerb von Lehmann-Zertifikaten noch nicht genug verloren?

Dienstag, 19. Mai 2009

Das nächste Schlachtfeld ist eröffnet - sollen die "Alten" mürbe gemacht werden?

Noch weiß keiner, wie die gerade vom Zaun gebrochene neue Rentendebatte ausgeht. Wird es ein Gesetz geben, das Rentenkürzungen verbietet? Oder setzt sich die Gegenseite durch, die schon jetzt und heute vehement für Rentenkürzungen eintritt?

Doch damit nicht genug, die allgemeine Verunsicherung geht in atemberaubendem Tempo weiter. Der Präsident des Deutschen Ärztetages fordert eine Prioritätenliste für ärztliche Leistungen.

"Was soll zuerst behandelt werden: die Hüfte eines Übergewichtigen oder der Tumor eines Nichtrauchers. Anlässlich des heute beginnenden 112. Ärztetages ist der Streit um die Leistungen im Gesundheitssystem wieder scharf aufgebrochen. Auf Widerspruch trifft vor allem die Forderung von Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe, eine Prioritätenliste für die Behandlung bestimmter Krankheiten zu erstellen."

Günter Neubauer, Direktor des des Instituts für Gesundheitsökonomik (IfG) assistiert: "Prioritätensetzung muss jeder betreiben, der begrenzte Mittel hat."

Und weiter: "Davon profitieren alle. Denn die Finanzierbarkeit unseres Systems, wie es heute läuft, ist auf mittlere Sicht nicht zu gewährleisten. Natürlich profitiert zuerst die jüngere Generation, die viel an Finanzmitteln aufzubringen hat und wenig Leistungen braucht."

Soll hier ein weiterer Generationenvertrag aufgekündigt werden?

Ist es wirklich "Zufall", wenn solche Diskussionen fast zeitgleich beginnen? Oder ist es so, dass wenn einem zwei bis drei "Übel" angedroht werden, man glücklich ist, nur eines davon schlucken zu müssen?

Montag, 18. Mai 2009

Armutsatlas für Deutschland erschienen

Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband hat einen Armutsatlas herausgegeben, der vom ZDF als PDF-Datei als Download zur Verfügung gestellt wird. Wichtigstes Ergebnis: Es gibt ein Ost-Westgefälle und ein Nord Süd-Gefälle. Die Armut ist im Nordosten der Republik am weitesten verbreitet und am wenigsten im Südwesten.

Die Armutsverteilung nach Bundesländern ist aber nur eine mögliche Lesart. Viel wichtiger ist es,
Regionen in den Blick zu nehmen, an denen auch die jüngsten Konjunkturprogramme weitestgehend spurlos vorüber gegangen zu sein scheinen.

Solche Regionen finden sich in allen Bundesländern und die Zahlen der von Armut betroffenen Bewohnern liegen dort wesentlich höher, als es uns der rechnerische Durchschnitt der Bundesländer anzeigt.

Von Armut bedroht gilt, wer über weniger als 60 % des Durchschnittseinkommens verfügt. Und das sind nach wie vor viele allein erziehende Mütter - egal in welchem Bundesland.

Sonntag, 17. Mai 2009

Rentenkürzung - einmal angefangen ein Selbstläufer?

Ob wohl all diejenigen, die heute der Rentenkürzung das Wort reden daran denken, dass sie den nachfolgenden Generationen vormachen, wie diese später mit ihnen umgehen werden?

Den jetzigen Rentnern und denen, die es demnächst werden hat nie jemand etwas von zusätzlicher Altersvorsorge erzählt - im Gegenteil: Die hohen unverhältnismäßig hohen Sozialabgaben wurden den Bürgern als unabwendbar für die gebotene "Rundumvorsorge" begründet.

Heute wird den Bürgern erzählt, dass sie sich selbst absichern müssen - ohne dass die Sozialabgaben wirklich sinken und dadurch finanzielle Spielräume für eine eigene Altersvorsorge entstehen würden.

Glaubt denn die heute mittlere Generation ernsthaft daran, dass Rentenkürzungen wenn sie denn einmal vorgenommen werden jemals wieder rückgängig werden?

Samstag, 16. Mai 2009

Der Altersruhesitz im sonnigen Süden - Ein Traum?

Es gibt die einen, die im Alter auswandern, weil ihnen ihre Altersbezüge und Rücklagen für ein Leben in Deutschland nicht ausreichend erscheinen und sie sich von der Altersarmut bedroht sehen.

Aber nicht jeder, der im Alter aus Deutschland auswandert oder sich einen 2. Wohnsitz im Ausland zulegt, tut es aus finanzieller Not.

Von den über 20 Millionen Rentnern gibt es auch einige Tausend, die sich damit einen Traum erfüllen und es sich leisten können.

Mittlerweile gibt es ja sogar Einrichtungen von deutschen Wohlfahrtsverbänden im Ausland. Ein erster Bericht, kurz nach der Eröffnung einer Seniorenresidenz auf Mallorca klang einigermaßen verlockend.

Selbst der WDR berichtete darüber - aber auch über die vielen Deutschen, deren Traum nicht Erfüllung ging.

Donnerstag, 14. Mai 2009

"Immer mehr Deutsche sind bereit auszuwandern."

Unter dieser Überschrift fand ich unter dem 12.5.2009 folgenden Text bei T-online.de:

"Die Angst vor Altersarmut lässt bei den Deutschen die Bereitschaft zum Auswandern wachsen. Bei einer Allensbach-Umfrage für die Postbank gaben 23 Prozent der der jungen Berufstätigen bis 29 Jahre an, sie würden in eine Land mit niedrigeren Lebenshaltungskosten auswandern, wenn die finanzielle Absicherung für den Altersruhestand in Deutschland nicht ausreiche. Der höchste Wert wird in Bayern erreicht, wo 26 Prozent aller Berufstätigen diese Absicht äußerten, ein Jahr zuvor waren es nur knapp 18 Prozent."

Na, Herr Sarrazin, ob das die Lösung vor ohnehin rückläufigen Bevölkerungszahlen ist? Wer soll denn dann die horrenden Kosten für den Rückbau z. B. der Kanalisation tragen.

Am Ende dann etwa doch Vorstandsmitglieder, Manager oder die Erben von Millionenbeträgen? Das kann ja noch spannend werden - oder?