Montag, 31. Oktober 2011

Demografischer Wandel erreicht Vellmar

Vellmar (oder sollte ich besser sagen DIE POLITIKER, DIE STADTVERWALTUNG oder DER BÜRGERMEISTER) hat sich - zumindest seit ich hier wohne - immer schon schwer getan mit dem demografischen Wandel. Zwei Beispiele:

1. Beispiel: Noch vor einigen Jahren war es schwierig, die Einwohnerzahlen von Vellmar und seinen 4 Ortsteilen nach Altersjahrgängen zu erhalten. In der dafür zuständigen Abteilung musste nach der Aufstellung erst gesucht werden ("danach hat ja noch nie jemand gefragt"). Die Frage nach den Zahlen der Vorjahre stieß auf völliges Unverständnis ("die sind doch gar nicht mehr aktuell") und nach langem vergeblichen Suchen wurde das Fehlen der Zahlen damit begründet, dass man - ich zitiere wörtlich: "nicht alle überholten Papiere aufbewahren kann".

2. Beispiel: Vor einigen Jahren hat die ortsansässige Zeitung einige Bürgermeister des Landkreises nach ihren Antworten auf die Herausforderungen des demografischen Wandels gefragt. Die Befragten mühten sich redlich eine einigermaßen plausible Perspektive ihrer Politik zu skizzieren. Inhaltlich waren die Aussagen nicht sooo toll und richtungsweisend, wie man sie sich vielleicht erhofft hatte. Die bemerkenswerteste Antwort aber gab der Bürgermeister von Vellmar, kurz und knapp in der Zeitung zitiert: "bei uns wird kein einziger Kindergartenplatz gestrichen".

Gemessen an diesen beiden Beispielen ist der am 22. Oktober d. J. erschienene Artikel in der örtlichen Zeitung geradezu revolutionär.

Die Stadtverwaltung Vellmar spricht vom "Vormarsch der über 60jährigen und von einem Bröckeln der Gruppen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren, und der 25 bis 39jährigen.

Eigentlich alles nicht wirklich neu. Schon im September 2006 haben Martina Burmeister und ich selbst bei einer Veranstaltung von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN auf diese Entwicklung hingewiesen - zu einer Zeit wo man im Rathaus noch nach Zahlen suchen musste und lediglich die jeweils aktuellsten aufbewahrte.

Manchmal bereitet es keinerlei Genugtuung Recht gehabt zu haben, ich trauere vielmehr um die verschenkte Zeit, die angesichts der weitergehenden und sich verstärkenden Tendenz wohl nicht mehr aufgeholt werden wird.

Konrad Adenauer (Alt-Bundeskanzler, CDU) hat einmal auf die Frage nach Familien- und Rentenpolitik gesagt: "Kinder kriegen die Leute immer" und so steht der aktuelle SPD-Bürgermeister in Vellmar mit seinem Satz "es wird kein einziger Kindergartenplatz gestrichen" in direkter Tradition. Aber vielleicht hält er es mittlerweile ja mit einem anderen Adenauer-Zitat: "was kümmert mich mein (dummes) Geschwätz von gestern."

PS: Der Vollständigkeit halber soll noch erwähnt werden, dass das in dem Zeitungsartikel erwähnte Seniorenpflegeheim lange Zeit keineswegs ein Wunschkind der Stadt Vellmar war.

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