Sonntag, 12. August 2012

Altersteilzeit VI

Und schon brechen die letzten 10 Wochen an, die Zeit vergeht einfach unheimlich schnell.
Die letzten zwanzig Wochen des beruflichen Lebens bewusst erleben, reflektieren und dokumentieren, das war meine Absicht. Nun ist Halbzeit, aber - dies ist erst der sechste Beitrag.
Ich habe jeden Tag in jeder der vergangenen 10 Wochen bewusst erlebt und weitestgehend auch reflektiert, nur mit der regelmäßigen Dokumentation hat es nicht geklappt. Manchmal schien mir das, was ich hätte schreiben können einfach zu banal, und manchmal beschäftigten mich auch Interna, die nicht in ein Blog gehören.
Aus der letzten Woche sind mir zwei Dinge sehr eindrücklich in Erinnerung geblieben: Ein tolles Vorbereitungsgespräch mit zwei zukünftigen Kooperationspartnern für ein Projekt in Kassel im Jahr 2013. Ich war von unserer Arbeit, unserem Vorhaben und unserem "Zusammenspiel" richtig begeistert. Erst auf der Heimfahrt realisierte ich, dass ich bei der Durchführung dieses Projekts nicht mehr dabei sein werde. Diese Erkenntnis schlich sich langsam aber sicher in mein Bewusstsein und löste ein Bündel von widersprüchlichen Gefühlen aus. Es war eben die erste Planung, die über "meine Zeit" hinausgeht. Ich hatte einigermaßen daran zu "knacken".

Die zweite Situation der Verunsicherung erlebte ich bei einer Straßenbahnfahrt. In der Sitzreihe vor mir unterhielten sich zwei Jugendliche über ihre Zukunftsvorstellungen. Eine davon erinnerte mich sehr an eigene Ideen und Phantasien aus meiner Jugend. Dadurch angeregt sinnierte ich über meine Zukunftspläne und -wünsche, die ich in dem entsprechenden Alter hatte und verglich sie mit meinem Lebensweg. Da mein Lebensfluss schon etwas länger ist und viele Seitenarme und Nebenflüsse gebildet hat, war es eigentlich nicht verwunderlich, dass bei meinem "Auftauchen" aus den Erinnerungen und Betrachtungen nicht nur die beiden Jugendlichen die Tram längst verlassen hatten sondern auch ich den Ausstieg locker verpasst hatte.

In den folgenden Tagen ertappte ich mich oft bei Gedanken über Jugendliche, die mir begegneten. Welche Ziele sie sich wohl stecken? Welchen Schwierigkeiten sie dabei wohl begegnen werden?
Und ich betrachtete auch ältere Menschen und fragte mich, ob sie wohl ihren Zielen nahe gekommen sind, sie verändert und neuen Gegebenheiten angepasst oder sie vielleicht sogar aufgegeben haben.

Meine eigene "Bestandsaufnahme" ist übrigens noch nicht abgeschlossen......

1 Kommentar:

  1. Das mit dem reflektieren über den "Lebensfluss" ist manchmal so eine Sache. Man stellt fest, dass die Fließrichtung nicht in Richtung der selbst gesteckten Ziele geht. Es drängt sich also die Frage einer Revision auf. Ziele neu definieren oder dem Fluss eine neue Richtung geben.

    Unabhängig davon für welche dieser beiden Optionen man sich entscheidet, bleibt immer die Frage, war es die richtige Option und wurde sie gut gestaltet. Einschließlich des dazugehörigen Zauderns und Zweifelns.

    Letztendlich kann auch das nur "von hinten" im Rückblick beurteilt werden. So kann man/ich nur hoffen, dass man mit Reinhard Mey sagen kann: "Hier liegt einer, der nicht gerne, aber der zufrieden ging."

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