Fast hätte ich die Zahlen für 2009 verpasst. Immerhin wurden sie mit einer Verzögerung von ca. 4 Monaten veröffentlicht. In den Monaten Juni/Juli hatte ich die Zahlen erwartet - vergeblich. Als sie im August noch immer nicht veröffentlicht wurden, ahnte ich bereits, dass sich die "neue" Bundesministerin in guter Nachfolge ihrer Vorgängerin zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Hatte sie sich doch noch im Sommer wie folgt zitieren lassen: "der WM-Erfolg (beim Fußball) lässt die Geburten steigen."
Im September setzten sich zwar Ministerinnen, Minister und Abgeordnete aller im Parlament vertretenen Parteien im Rahmen der Haushaltsdebatte mit dem demografischen Wandel auseinander, aber die Begriffe Geburtenrückgang, Geburtenmisere, Kinderwunsch und Geburten waren dabei TABU.
Im November schließlich wurden die Zahlen der Öffentlichkeit bekanntgegeben (eher verschämt und beiläufig).
Und die "Zeit" konstatierte genüsslich: "Die Geburtenzahlen selbst wollte sie (die Ministerin, Anm. d. Verf.) von sich aus nicht kommentieren. Erst auf Medienanfragen bequemte sie sich zu einer Antwort."
Nun ja, die Zahl von 665.000 Geburten zeigt mehr als deutlich, dass die Familienpolitik ihre seit Jahren gesetzten Ziele nicht nur nicht erreicht hat, sondern sich immer weiter davon entfernt (in der Organisationslehre bezeichnet man dies als "erodierende Ziele").
Beispiel:
Die aktuellen Zahlen zeigten, so Ministerin Schröder, "dass trotz der Krise 2009, die viele Menschen verunsichert hat, die Geburtenzahl nicht drastisch abgesackt ist."
Hallo? Immerhin knüpft Frau BM Schröder nun wieder an ihre Antrittsrede vor dem Deutschen Bundestag im Januar d. J. an. Da hatte sie nämlich die Pflege alter Menschen durch ihre erwachsenen Kinder "zu einem großen familienpolitischen Thema der Zukunft" erklärt. Kein Wort hingegen zu den rückläufigen Geburtenzahlen und möglichen Reaktionen der Politik.
Der demografische Wandel wird überwiegend immer noch als "Überalterung" unserer Gesellschaft diskutiert, während es sich m. E. um eine tatsächliche "Entjüngung" handelt. Auch die vom Statistischen Bundesamt ermittelten durchschnittlichen 1,36 Kinder pro Frau stellen ein historisches Tief dar und garantieren der Bundesrepublik die "rote Laterne" in Europa.
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Ich denke, dass sich jede junge Frau heutzutage überlegt, ob sie ein zweites Kind möchte. Wobei das "Möchten" eher von finanziellen Gesichtspunkten bestimmt wird und nicht von dem Wunsch, neben dem ersten Kind noch ein zweites zur Welt bringen zu können.
AntwortenLöschenEigentlich traurig, dass man so denken muss, auch im Interesse des Kindes selbst. Wir leben in keinem kinderfreundlichen Staat. Leider.