Samstag, 28. Mai 2011

Altersarmut - Viel Lärm um NICHTS?

Das Thema Altersarmut geht uns alle an - und doch wissen die meisten Menschen viel zu wenig darüber.
Die Grundsicherung ist der Mindestbetrag den jemand erhält dessen Rente niedrig ist.
Der Grundsicherungsbetrag liegt derzeit bei 684 Euro monatlich.
Um eine Rente zu erhalten, die in Höhe der Grundsicherung liegt, muss ein Arbeitnehmer 29 Entgeltpunkte erreichen. Dies ist gegeben, wenn sie oder er 45 Jahre in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis war, mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 Stunden und einem Stundenlohn von 10 Euro.
Beim gegenwärtigen Lohnniveau wird wohl jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte im Alter nicht mehr als den Grundsicherungsbetrag erhalten.
Zur Verdeutlichung sei hier die Lohnuntergrenze in der Zeitarbeit genannt: Der Mindestlohn beträgt 6,89 € in den "neuen Bundesländern" und 7,79 € in den alten Bundesländern.
Schon damit ist der Anspruch auf eine reguläre Rente (ohne zusätzliche Transferleistungen) nicht zu erreichen.
Der nächste Schock trifft dann die Rentner. Die jährliche Rentenerhöhung richtet sich NICHT allein nach den Tarifabschlüssen, die wir immer so gern betrachten, sondern nach dem MITTELWERT der Einkommenssteigerung. Das bedeutet, der Niedriglohnsektor schlägt bei den jährlichen Rentenanpassungen noch einmal zu.

Na, kein Thema für uns? Nur das Problem einer Randgruppe (Rentner)? Diese "Randgruppe" macht heute schon einen Anteil von etwas 20 bis 25 % unserer Gesamtbevölkerung aus, Tendenz steigend.

Und wenn Sie nicht gerade zu den Anteilseignern der 4,933 Billionen Privatvermögen gehören, dann betrifft es auch Sie schon heute oder spätestens beim Eintritt in den Ruhestand.

Samstag, 21. Mai 2011

"Deutschen Rentnern drohen Magerjahre"

so steht es im Newsletter der Deutschen Telekom, die sich auf einen Bericht des "Handelsblatt" bezieht. Das "Handelsblatt" wiederum beruft sich auf das Kieler "Institut für Weltwirtschaft" (IfW).
Vor nicht ganz einer Woche haben einige Leute auf höhere Renten spekuliert, weil ein Argumentationsstrang gegen eine deutliche Rentenerhöhung nicht mehr angewendet werden kann (vgl. vorherigen Beitrag).
Nun sagte ein Experte des IfW für den Sommer 2012 eine Rentenerhöhung von ca. 1,1 Prozent und für das Folgejahr ebenfalls 1,1 Prozent voraus.

Es wundert mich nicht wirklich, schließlich enthält die beschlossene "Rentengarantie" neben dem Ausschluss von Konjunktur bedingten Rentenkürzungen (die werden über die längere Lebensarbeitszeit umgesetzt) auch die Klausel des langsameren, von der Konjunktur abgekoppelten Rentenanstiegs zum Ausgleich der nicht vorgenommenen Kürzungen. Alles klar?

Ach übrigens, im Videotext fand ich in dieser Woche die Meldung über die Höhe des privaten Geldvermögens (als Quelle wurde die Deutsche Bundesbank angegeben).
Das Geldvermögen der privaten Haushalte (Bargeld, Bankeinlagen und Aktien) belief sich im Oktober 2010 auf stolze 4,933 Billionen. 4,933 Billionen sind 4.933 Milliarden Euro oder in Zahlen: 4.933.000.000.000,00 Euro.
Die Deutsche Bundesbank führt die Erhöhung des Vermögens um 154 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr auf die rasante Konjunkturentwicklung zurück. "Dadurch sei das verfügbare Einkommen deutlich gestiegen."

Nun wüsste ich natürlich schon ganz gern, WESSEN Einkommen um die 154.000.000.000,00 Euro gestiegen ist.

Sonntag, 15. Mai 2011

"Altersarmut vs. Kinderarmut" - oder "Die falsche Statistik"

Seit ungefähr 10 Jahren reichen die Rentenerhöhungen nicht mehr aus um die Inflationsraten auszugleichen. Die Hinweise der Sozialverbände auf eine sich bereits ausbreitende und zunehmende verschärfende Altersarmut wurden von der Politik mit den aktuellen hohen Zahlen von Kindern und Jugendlichen unterhalb der Armutsgrenze gekontert - immerhin 16,3 Prozent.

Alt gegen Jung - alles wie gehabt. Wer will schon den Kindern und Jugendlichen die Zukunft nehmen? Als ob die Alten dieses Problem lösen könnten.
Kein Wort über diese Schande an sich. In einem der nach wie vor reichsten Länder der Welt 16,3 % der Kinder und Jugendlichen von Armut betroffen. Un-vorstellbar! Un-hinterfragt! Aber sofort als Munition gegenüber den gierigen Alten benutzt.
"Ich weiß ja nicht, ob Sie's schon wissen," aber den Alten geht es so gut wie keiner Generation vor ihnen. Basta!

Gestern berichteten einige Medien über einen Rechenfehler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Das DIW, ein selbständiger Verein, der vorwiegend mit öffentlichen Mitteln finanziert wird, hatte die Zahlen der Kinder- und Jugendarmut ermittelt. Bei der Berechnung der von Armut betroffenen Kinder und Jugendlichen ist ein Fehler unterlaufen, der nun korrigiert wurde.
Statt der bisher genannten 16,3 Prozent sind es "nur" 10 Prozent. Mir fehlen die Worte für eine solche Panne.

Aber ich bin nun sehr gespannt, welche Wirkungen die Korrektur der Zahl nach sich ziehen. Es wird schon etwas Verbal-Akrobatik nötig sein, um den nahe liegenden Umkehrschluss "weniger Kinderarmut - höhere Renten" zu vermeiden.

Aber für Kehrwenden und Schadenbegrenzungen gibt es viele Beispiele. Wie wäre es denn mit: "Was kümmert mich mein (dummes) Geschwätz von gestern." (Konrad Adenauer, 1. Bundeskanzler der BRD)

Samstag, 14. Mai 2011

Respekt! Respekt? Inflation eines Begriffs?

Kaum ein Begriff ist in den letzten Monaten von Politikern häufiger benutzt worden als "Respekt". Jeweils beim Abgang einer Kollegin, eines Kollegen.

Was bedeutet dieser Begriff? Folgt man den gängigen Nachschlagwerken, kann man Respekt wie folgt definieren:
1. Achtung, Anerkennung, Bewunderung einer Person oder ihrer Haltung
2. Achtung von Vorgesetzten, Anerkennung einer höheren Stellung (hauptsächlich in Verbindung mit dem Militär)
3. Angst, Unterwürfigkeit in Straßengangs gegenüber den Stärkeren

Was bedeutet es also, wenn Politikern ihren "Artgenossen" sogar "hohen Respekt" zollen? Wenn wir die beiden letztgenannten Definitionen einmal außer Acht lassen, dann handelt es sich also um einen Ausdruck von "Hoher" Achtung, Anerkennung, Bewunderung der jeweiligen Person bzw. ihrer Haltung.
Respekt verdient also Karl-Theodor zu Guttenberg. Wofür? Für den begangenen Betrug bei der Erstellung seiner Doktorarbeit? Für seine beschämenden Versuche des Leugnens und des Bagatellisierens? Oder für seinen letztlich unvermeidbaren Rückzug von allen politischen Ämtern?
Gar "hohen" Respekt zollten FDP-Politiker der Europa-Abgeordneten Silvana Koch-Mehrin, für ihren Rückzug aus den meisten politischen Ämtern. Auch ihr wurde der akademische Titel "Doktor" abgesprochen. Auch sie hatte große Teile ihrer Dissertation mit Zitaten gefüllt ohne die Quellen zu benennen. Aber wenigstens hat sie nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe den Mund gehalten. - Aber Respekt nötigt diese Haltung mir trotzdem nicht ab.

Unsere Volksvertreter sollten bitte einmal in sich gehen und den Schaden bedenken, den sie mit ihren "Ehrenbezeugungen" gegenüber solchen Kolleginnen und Kollegen anrichten.
Es kann doch nicht ernst gemeint sein, dem Verhalten dieser beiden Politiker RESPEKT zu zollen. Für was denn?
Fast alle Parteien beklagen seit geraumer Zeit eine "gewisse Politikverdrossenheit" und einen "Werteverfall in unserer Gesellschaft".

Das Verhalten einiger unserer Volksvertreter trägt in nicht geringem Maß dazu bei - oder wie der Volksmund sagt: Der Fisch stinkt immer vom Kopf her.

Dienstag, 10. Mai 2011

"Noch nie war alt sein so schön wie heute."

Ich hasse Wiederholungen! Ich hasse sie umso mehr, wenn sie Unwahrheiten enthalten!
Ist es wirklich so, dass man die Unwahrheit nur oft genug wiederholen muss, damit sie zur Wahrheit mutiert?
So schrieb kürzlich die FAZ (1)
"Noch nie war alt sein so schön wie heute." Was doch in dieser Verallgemeinerung einfach nicht stimmt!

Nur wenige Tage später präsentiert Frank Plasberg in seiner Sendung "Hart aber fair" (2) eine Reihe älterer (prominenter) Herrschaften, Peter Hahne (58), Rita Süssmuth (74,) Dietrich Hollinderbäumer (68), Joachim Fuchsberger (84) und Katja Timm,(42), die mit ihm über das Thema Alter als Aufgabe diskutierten.

Beide medialen Ereignisse vermitteln Bilder vom Alter, die nicht auf die große Mehrheit der älteren Menschen übertragbar sind. Beide betonen die Chancen, die im Alter liegen und belegen sie entweder mit aus dem Zusammenhang gelösten Statistiken (FAZ) oder mit ausgesuchten Persönlichkeiten, deren Lebenslagen nun einfach nicht dem "Durchschnitt" entsprechen (ARD).
Um es noch einmal ganz deutlich sagen: Ich bin kein Schwarzmaler, aber ich habe etwas gegen Schönfärberei. Die allgemeine Botschaft der Medien (und der Politik) betont einseitig die Chancen des Alterns und lässt die Risiken, die in den Lebensumständen der Menschen begründet sind gern außer acht.
Die Mehrzahl der jetzigen und zukünftigen Rentenempfänger sind nun mal keine Auslandsjournalisten, Bundestagspräsidentinnen, prämierte Schauspieler oder Wirtschaftskapitäne.
Wann werden die Medien das endlich begreifen?
Und wann werden sie aufhören, uns immer wieder Botschaften zu senden, die in sich zwar oft schlüssig sind, in ihrer Wirkung aber falsch?

Übrigens: Ich hasse es auch, mich zu wiederholen - und kann doch nicht umhin.....

(1) FAZ.NET vom 24. April 2011
(2) Hart aber fair, "Altern als Aufgabe, gibt es ein Leben mit Happy End", Sendetermin : 4. Mai 2011

Mittwoch, 4. Mai 2011

Meck Pomm ist überall

Als die ersten Wölfe nach Mecklenburg Vorpommern einwanderten hieß es: Naja, alte Militärgebiete halt'. Als es Filmberichte über die ersten "Geisterdörfer" in MP im TV zu sehen gab hieß es: Meck Pomm war schon immer dünn besiedelt.
Als die ersten Hessischen Bürgermeister über leer stehende Häuser in ihren Dörfern klagten hieß es: So ist es nun mal im immer schon strukturschwachen ehemaligen Zonenrandgebiet.
Mittlerweile sind fast alle Bundesländer davon betroffen, nicht einmal der "reiche" Freistaat Bayern ist davor gefeit.
Unter dem Titel "Tod auf Raten" berichtet Spiegel-Online über die "Entvölkerung ganzer Landstriche", gleich ob es nun das Saarland, Mecklenburg Vorpommern, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein Westfalen oder Bayern ist.
Den Link zum Spiegel-Artikel und anderen Links zum gleichen Thema gibt es unter:

http://mariowiegel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=197:tod-auf-raten&catid=35:demographie&Itemid=298