Donnerstag, 30. Dezember 2010

Nach Talfahrt 2009 nun ein "Babyboom" in 2010?

Aha, nun kommt also etwas Licht in das Dunkel.
Nach verfrühten "Erfolgsmeldungen" aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in den letzten Jahren, hat man die Bekanntgabe der endgültigen Geburtszahlen durch das Statistische Bundesamt verzögert.
Erstens entstand dadurch ein größerer Abstand zwischen vollmundiger Erfolgsmeldung der Familienpolitik und dem bitteren Ergebnis und zweitens eine gewünschte zeitliche Nähe zur nächsten "Erfolgsmeldung": In 2010 stiegen die Geburtenzahlen, die Talsohle ist durchschritten, ja, sogar von einem Babyboom ist die Rede. Und das alles auf der Grundlage der vorläufigen Zahlen der ersten drei Quartale 2010.

Diese Meldungen wurden zunächst von fast allen Medien gierig aufgegriffen und in die Republik posaunt. Gestern - im Laufe des Tages und Abends - wurden dann die ersten, eher vorsichtigen Stimmen laut. Da wurde auf die Unterschiede zwischen vorläufigen und endgültigen Zahlen der vergangenen Jahre verwiesen. Ein Wissenschaftler durfte im öffentlich rechtlichen Fernsehen darauf hinweisen, dass es im Jahr 1980 einen einmaligen leichten Anstieg der Geburtenzahlen gab. D. h., es gibt dadurch bedingt heute mehr 30jährige Frauen als in den Vorjahren und in den Folgejahren.

Der Wissenschaftler nannte das als eine mögliche Begründung für einen möglichen - wenn auch vorübergehenden - Anstieg der Geburtenzahlen, weil die 30jährigen Frauen die höchste Geburtenrate der statistisch relevanten 15 bis 45jährigen Frauen haben.

Bei aller Rechnerei bleibt jedoch eines unbestritten: Seit Jahrzehnten ist die Zahl der Neugeborenen in Deutschland rückläufig. Und die vor 20, 30 oder 40 Jahren nicht geborenen Menschen können nun einmal heute keine Kinder zur Welt bringen - oder?

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Geburtenzahlen im Jahr 2009 weiterhin auf Talfahrt

Fast hätte ich die Zahlen für 2009 verpasst. Immerhin wurden sie mit einer Verzögerung von ca. 4 Monaten veröffentlicht. In den Monaten Juni/Juli hatte ich die Zahlen erwartet - vergeblich. Als sie im August noch immer nicht veröffentlicht wurden, ahnte ich bereits, dass sich die "neue" Bundesministerin in guter Nachfolge ihrer Vorgängerin zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Hatte sie sich doch noch im Sommer wie folgt zitieren lassen: "der WM-Erfolg (beim Fußball) lässt die Geburten steigen."

Im September setzten sich zwar Ministerinnen, Minister und Abgeordnete aller im Parlament vertretenen Parteien im Rahmen der Haushaltsdebatte mit dem demografischen Wandel auseinander, aber die Begriffe Geburtenrückgang, Geburtenmisere, Kinderwunsch und Geburten waren dabei TABU.

Im November schließlich wurden die Zahlen der Öffentlichkeit bekanntgegeben (eher verschämt und beiläufig).
Und die "Zeit" konstatierte genüsslich: "Die Geburtenzahlen selbst wollte sie (die Ministerin, Anm. d. Verf.) von sich aus nicht kommentieren. Erst auf Medienanfragen bequemte sie sich zu einer Antwort."

Nun ja, die Zahl von 665.000 Geburten zeigt mehr als deutlich, dass die Familienpolitik ihre seit Jahren gesetzten Ziele nicht nur nicht erreicht hat, sondern sich immer weiter davon entfernt (in der Organisationslehre bezeichnet man dies als "erodierende Ziele").

Beispiel:
Die aktuellen Zahlen zeigten, so Ministerin Schröder, "dass trotz der Krise 2009, die viele Menschen verunsichert hat, die Geburtenzahl nicht drastisch abgesackt ist."

Hallo? Immerhin knüpft Frau BM Schröder nun wieder an ihre Antrittsrede vor dem Deutschen Bundestag im Januar d. J. an. Da hatte sie nämlich die Pflege alter Menschen durch ihre erwachsenen Kinder "zu einem großen familienpolitischen Thema der Zukunft" erklärt. Kein Wort hingegen zu den rückläufigen Geburtenzahlen und möglichen Reaktionen der Politik.

Der demografische Wandel wird überwiegend immer noch als "Überalterung" unserer Gesellschaft diskutiert, während es sich m. E. um eine tatsächliche "Entjüngung" handelt. Auch die vom Statistischen Bundesamt ermittelten durchschnittlichen 1,36 Kinder pro Frau stellen ein historisches Tief dar und garantieren der Bundesrepublik die "rote Laterne" in Europa.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Die Altenberichte im Überblick

Seit 1993 der erste Altenbericht der Bundesregierung erstellt wurde, haben Altenberichte Konjunktur. Sie werden mehr oder weniger regelmäßig erstellt von den Ländern, Kommunen und Verbänden. Zusammen mit den Altenberichten der Bundesregierung, Forschungsberichten und aktuellen Studien bilden sie das gesammelte Wissen und eine der wichtigsten Quellen für den politischen Diskurs. Außerdem sollen sie beitragen zur allgemeinen Verbreiterung des Wissens über Alternsprozesse des Einzelnen und der Gesellschaft und die Situation älterer Menschen.

Die Altenberichte der Bundesregierung beschäftigen sich mit folgenden Themen:

Erster Altenbericht (1993): Die Lebenssituation älterer Menschen in Deutschland
Zweiter Altenbericht (1998): Wohnen im Alter
Dritter Altenbericht (2001): Alter und Gesellschaft
Vierter Altenbericht (2002): Risiken, Lebensqualität und Versorgung Hochaltriger
Fünfter Altenbericht (2006): Potenziale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft
Sechster Altenbericht (2010): Altersbilder in der Gesellschaft

Alle bisher erschienenen Altenberichte können von Privatpersonen in gedruckter Form kostenpflichtig über den Bundesanzeiger Verlag bestellt werden (0800-12 34 339).
Als Downloadversion sind die ersten drei Berichte über die Homepage des Bundestags zu erhalten, die letzten drei Altenberichte können vom BMFSFJ runter geladen werden.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Nachruf

Über ein viertel Jahrhundert wurde an der Universität Kassel (ehemals Gesamthochschule Kassel) "Soziale Gerontologie" gelehrt. Aus ganz Deutschland kamen die Studentinnen und Studenten. Lange Zeit gab es im Fachbereich 04 Sozialwesen die Bereichseinheit Soziale Gerontologie. Die Bereichseinheit ging dann im neu gegründeten Institut für Sozialpädagogik und Soziologie der Lebensalter (ISSL) auf. Nun wurde das ISSL aufgelöst.
Damit erreicht in Kassel eine Ent- bzw. Abwicklung ihren vorläufigen Höhepunkt, die wohl nur Insider der Kasseler Hochschulpolitik verstehen. Während an anderen Universitäten und Fachhochschulen die Gerontologie zunehmend Verbreitung findet - was bei unserer demografischen Entwicklung nicht verwundert - wird die Gerontologie in Kassel abgebaut.

Samstag, 27. November 2010

Stellungnahme der Bundesregierung zum 6. Altenbericht

Die Bundesregierung hat am 17.11. 2010 den 6. Altenbericht zur Kenntnis genommen und die vom BMFSFJ erarbeitete Stellungnahme dazu beschlossen. Auf 22 (i. W. zweiundzwanzig) Seiten nimmt das Kabinett also Stellung. Die Gewichtung der im Bericht angesprochenen Themen ist in der Stellungnahme der Regierung eine etwas andere - stellt man den jeweiligen Umfang einer Perspektive im Bericht dem Umfang der zusammen gezogenen Punkte in der Stellungnahme gegenüber (vgl. vorgehenden Post):

Deckblatt und Inhaltsverzeichnis (2 Seiten)
A. Einleitung (5 Seiten)
B. Altersbilder in der Gesellschaft
1. Zivilgesellschaft (1 Seite)
2. Arbeitswelt (incl. Personalstrategien der Unternehmen) (2,5 Seiten)
3. Medien, Werbung und Konsumverhalten (2 Seiten)
4. Bildung, (1,5 Seiten)
5. Politik und Recht (1,5 Seiten)
6. Gesundheit und Pflege (6 Seiten)

Bericht und Stellungnahme differieren nicht nur quantitativ im Umfang der behandelten Punkte. Auch qualitativ gibt es - wen wundert es - enorme Unterschiede.

Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Während man im Bericht dem Begriff der Altersarmut häufig begegnet, fehlt er hingegen in der Stellungnahme der Regierung - falls ich ihn nicht doch überlesen habe - völlig. Ein Narr, der Böses dabei denkt.

Auch hier der Link zum Download

Freitag, 26. November 2010

Neue Altersbilder in der Gesellschaft?

Unter dem Titel "Altersbilder in der Gesellschaft "legte die Sachverständigenkommission den sechsten - im Auftrag der Bundesregierung erstellten - Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland vor (kurz: 6. Altenbericht).

Darin werden auf insgesamt 500 Seiten (zzgl. der 20 Seiten für Vorwort, Nennung der Kom.-Mitglieder usw. und des Literaturverzeichnisses) untergliedert in 15 Kapitel und der Empfehlung Altersbilder aus verschiedenen Perspektiven betrachtet:
1. Einführung (9 Seiten)
2. Alter - Bilder - Altersbilder: ein erster Überblick (31 Seiten)
3. Altersbilder - historische und kulturelle Vergleiche (44 Seiten)
4. Altersbilder und Rollenmodelle des Alters in der Zivilgesellschaft (29 Seiten)
5. Altersbildung in Bildung und Weiterbildung (23 Seiten)
6. Arbeitswelt und Personalstrategien von Unternehmen: Welche Alterbilder wirken? (62 Seiten)
7. Altersbilder und Konsumverhalten älterer Menschen (31 Seiten)
8. Altersbilder und Medien (29 Seiten)
9. Die Rolle von Altersbildern in der gesundheitlichen Versorgung (50 Seiten)
10. Altersbilder und Pflege (27 Seiten)
11. Altersgrenzen im Recht und Altersbilder (35 Seiten)
12. Altersbilder in christlichen Kirchen und Religionen (20 Seiten)
13. Altersbilder in der Politik (40 Seiten)
14. Individuelle Altersbilder im Lebenslauf (28 Seiten)
15. Potenziale und Grenzen des Alters (14 Seiten)
Empfehlungen (7 Seiten)

Eine gedruckte Version liegt noch nicht vor, eine PDF mit dem 6. Altenbericht gibt es als Download.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Neue Altersarmut ist vorprogrammiert

Es ist wahrlich eine Kunst, der Umgang mit Zahlen und Statistiken. Den neuesten Beleg dafür erbrachte die Bundesagentur für Arbeit mit ihrem letzten Monatsbericht (September 2010). Dort wird auf Hochglanzpapier, auf vielen Seiten, reichlich bebildert eine positiver Prognose für den deutschen Arbeitsmarkt gestellt.
In Berlin verkündet Frau Dr. Merkel - ungeachtet der getätigten Milliardengeschenke - den "unbedingten Willen zum nachhaltigen Sparen".
Bravo, mag da mancher denken und applaudieren. Andere werden noch einmal auf den Anfang des Posts schauen und nach den Zusammenhängen suchen.
Während sich alle in ihren angekündigten Sparvorhaben und bereits umgesetzten Kürzungen im Sozialhaushalt sonnen, kann man aus dem o. g. Monatsbericht gar schreckliches herauslesen.

Am 30. September 2010 zählte die Agentur 40,47 Millionen Beschäftigte in der Republik.
An anderer Stelle ist die Rede von 27,67 Menschen in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen. Die Zahl der Arbeitslosen liegt "nur noch" bei knapp über drei Millionen.
Ja - und wer sind die anderen 10 Millionen? Gering Verdienende (lt. Bericht 5,61 Millionen), Menschen in "arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen" (lt. Bericht immerhin 1,43 Millionen) und ...?(1)

Ich verstehe diesen Zahlendschungel so, dass 13 Millionen Menschen, davon ca. 10 Millionen BESCHÄFTIGTE in unserem Land keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen und das auch niemand sonst es für sie übernimmt.

Das bedeutet: 13 Millionen Menschen, die voraussichtlich nur eine kleine Rente erhalten werden. 13 Millionen Menschen, für die die Kommunen und ihre örtlichen Sozialämter die Renten gegebenenfalls aus ihren hoch verschuldeten Haushalten bis zur Höhe der Grundsicherung aufbessern müssen.

Die Bundesregierung verteilt freizügig Geld an Banken, Energiekonzerne etc. und gleichzeitig belastet sie wissentlich die bereits überstrapazierten Sozialhaushalte der Kommunen.

"Der Landkreis Kassel hat im vergangenen Jahr sieben Millionen Euro an Grundsicherung gezahlt, davon 5 Millionen Euro an 1004 Menschen über 65 Jahre. Deren Zahl hat im Vergleich zum Vorjahr um 300 Menschen zugenommen."(2)

Die neue Altersarmut ist weder ein "Schreckgespenst" noch eine Gefahr der nächsten Jahre - sie ist bereits mitten unter uns.

Quellen:
(1) Monatsbericht der Bundesagentur (BA) für Arbeit, September 2010
(2) Hessisch Niedersächsische Allgemeine (HNA), Ausgabe Kassel, Nr. 237 vom 12. Oktober 2010, S. 1

Mittwoch, 6. Oktober 2010

"Krisenreaktion: Private Altersvorsorge stockt

Jeder fünfte Berufstätige hat wegen der Wirtschaftskrise seine Verträge zur privaten Altersvorsorge gekürzt oder gekündigt.
Laut Allensbach-Umfrage glauben 46 Prozent der Befragten nicht mehr an eine sichere Vorsorge.
...
Auch das Vertrauen in die gesetzliche Rente hat gelitten. 37 Prozent der Berufstätigen fürchten Kürzungen wegen der steigenden Staatsverschuldung."

Aus: Videotext des ZDF vom heutigen Tag.

Während ein Großteil der Berufstätigen - und wahrscheinlich nicht nur diese - um ihre Altersversorgung bangen, haben die Regierenden nichts besseres zu tun, als die Staatsverschuldung mit immer neuen umstrittenen Großprojekten in die Höhe zu treiben.

Warum eigentlich? Wem dient das? Wer verdient daran? - Und wer bezahlt die Zeche?

Frau Dr. Merkel und Herr Brüderle zu Stuttgart 21

Seit langer Zeit gärt es in unserer Bevölkerung, die Kluft zwischen Politikern und Bürgern wird immer größer.
Als Beleg seien hier zwei führende Politiker der Bundesregierung zitiert:

Frau Merkel bezeichnete einerseits den Zeitpunkt des Bürgerprotestes und den Wunsch nach Bürgerbeteiligung als "zu spät".
Andererseits lehnt sie eine sofortige Bürgerbeteiligung und eine Baustopp mit Hinweis auf die Landtagswahl im März (also in 6 Monaten )kategorisch ab. Sie meint, die Bürger können dann über das Projekt abstimmen.
Ja wie denn nu? Jetzt schon "zu spät" - aber im März 2011 nicht mehr?

Herr Bundeswirtschaftsminister Brüderle gar stellt "Prinzipien" über Inhalte.
Wenn Entscheidungen getroffen sind, müsse man sie auch umsetzen. Sonst werde das parlamentarische System beschädigt, sagte er dem "Hamburger Abendblatt"

Übrigens Herr Brüderle wurden die Bürger nicht einbezogen, als sich die Baukosten in unvorstellbarer Höhe entwickelten - trotz eines gegenteiligen Versprechens.
Ist das keine "Beschädigung", wenn sich parlamentarische Gremien (wenn es für sie bequemer ist) an ihre eigenen Beschlüsse nicht mehr halten?

In Abwandlung eines Goethe-Zitates: Frau Merkel, Herr Brüderle mir graut vor Euch!

Dienstag, 7. September 2010

Gedanken zur Bundeskanzlerin

Wie oft hat mich Urban Priol mit der Titulierung "Mutti" und ausgewählten Zitaten und Filmausschnitten unserer Bundeskanzlerin zu schallendem Gelächter verführt - und auch in tiefe Nachdenklichkeit gestürzt.

Am Wochenende ist mir jedes Lachen im Hals stecken geblieben. So leichtfertig wie Frau Merkel würden wohl nur sehr wenige Mütter mit der Gesundheit und dem Leben ihrer Kinder umgehen.

Die Bezeichnung "Mutti" für diese Frau hat wohl ausgedient.

Und angesichts ihrer grenzenlosen Arroganz ("ich freue mich auf den sogenannten heißen Herbst, wir haben eine mutige und zukunftsweisende Entscheidung getroffen, über die ich gern diskutieren will") steigen in mir Gefühle wie Wut und Enttäuschung auf und Erinnerungen werden wach.
Dieses Zitat ist leider nicht wörtlich, so schnell konnte ich nicht mitschreiben.
Wesentlich sind mir zwei Aussagen, Fr. Merkel sprach wörtlich vom sogenannten heißen Herbst, der uns bevorsteht und - sie will über die Entscheidung diskutieren.
Frei nach dem Motto: Man kann gar trefflich über Dinge reden, die nicht mehr veränderbar sind.
Aber vielleicht hat sich Fr. Merkel ja getäuscht, vielleicht wird der von ihr bagatellisierte "sogenannte heiße Herbst" ja viel heißer als es ihr lieb ist.
Und vielleicht ist die von ihr vertretene Entscheidung ja nur scheinbar unveränderbar. Und vielleicht gibt es genügend Menschen, die die Inhalte neu diskutieren und Fr. Merkel nicht den Gefallen tun, "über die Entscheidung zu diskutieren".
Vor zwanzig Jahren haben Menschen, die sich als Volk verstanden und präsentierten politische Abläufe schon einmal entscheidend verändert. Warum nicht wieder?

Es ist an der Zeit

Merkels Atomplaene stoppen!

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel,

Ihr Plan, die Laufzeiten der Atomkraftwerke um durchschnittlich zwölf Jahre zu verlängern, trifft bei mir auf völliges Unverständnis. Damit setzen Sie die Bevölkerung einem steigenden tödlichen Unfallrisiko aus und bürden vielen Generationen nach uns noch mehr strahlenden Atommüll auf. Und das alles nur, um den Atomkonzernen milliardenschwere Zusatzprofite zu sichern.

Der dynamische Ausbau der Erneuerbaren Energien ermöglicht es uns, weit schneller als bisher geplant aus der Atomkraft auszusteigen und trotzdem auf den Neubau klimaschädlicher Kohlekraftwerke zu verzichten. Mit längeren Laufzeiten würgen Sie jedoch das rasante Wachstum der Erneuerbaren ab. Atommeiler blockieren durch ihre unflexible Stromerzeugung die Stromnetze und verhindern zunehmend die Einspeisung von Wind- und Sonnenenergie.

Hiermit kündige ich an, mich an Protesten gegen Ihre Atompolitik zu beteiligen. Ich fordere Sie auf: Steigen Sie jetzt aus der Atomkraft aus! Leiten Sie eine konsequente Wende hin zu Erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und Energiesparen ein!

Mit freundlichen Grüßen

Mario Wiegel

Unterzeichnen auch Sie diesen Appell:

Bis zu 14 Jahre will Kanzlerin Merkel die AKWs länger laufen lassen! Mit einem Anzeigen-Appell halten wir dagegen: Mindestens 100.000 Unterschriften wollen wir bis zur Entscheidung über das Energiekonzept am 28. September sammeln.

Samstag, 28. August 2010

Der lange Weg zur Erkenntnis - oder - Wie lernfähig sind unsere Politiker?

Als vor einigen Jahren die Diskussion um das Renteneintrittsalter begann, erhoben schon damals einige Menschen ihre warnende Stimme. Wohl wissend, dass viele Menschen schon damals aufgrund ihrer Berufe und der damit verbundenen jeweiligen körperlichen oder auch psychischen Belastungen nicht einmal bis zum 65. Lebensjahr arbeiten konnten, vermuteten wir eine verkappte Rentenkürzung.
Nun - Jahre später - gibt es tatsächlich auch schon einige Politiker, die eine erneute Erhöhung des Renteneintrittsalters von einigen Bedingungen abhängig machen wollen.
Wünschen wir diesen - wenigen - vernünftigen Politikern viel Erfolg bei ihren Bemühungen.

Mittwoch, 18. August 2010

Krebserfahrungen

Vor etwas einem Jahr machte ich meine ersten Erfahrungen mit dieser heimtückischen Krankheit. Ein sehr guter Freund von mir erkrankte seinerzeit an Lungenkrebs. Unsere über den Jahreswechsel 2009 / 2010 geplante Reise nach Thailand hatten wir (damals) auf unbestimmte Zeit verschoben. Nach Operation, Chemo- und Strahlentherapie konnte er als "geheilt" sein "normales" Leben wieder aufnehmen. Er bestieg Anfang Mai ein Flugzeug um Freunde in Thailand zu besuchen.

Meine zweite Krebserfahrung begann etwa zwei Wochen später.
Mitte Mai dieses Jahres erhielt ich einen Anruf aus Berlin, meine Mutter wurde - für mich völlig überraschend - in ein Krankenhaus eingeliefert und bereits am nächsten Tag operiert.

Die Untersuchung der dabei entfernten Geschwülste aus der Bauchhöhle, dem Darm und der Leber erbrachte den befürchteten Krebs-Befund. Aufgrund der Organ übergreifenden fortgeschrittenen Metastasen lautete die Diagnose der behandelnden Ärzte: Unheilbar.

Die "Tumorkonferenz" des Krankenhauses hat keine Empfehlung für eine Chemo-Therapie ausgesprochen.

Bei einer "Routine-Untersuchung" in einem anderen Krankenhaus empfahl der dortige Onkologe eine sofortige Chemotherapie, die seiner Aussage zufolge eine Ausweitung der Metastasen eindämmen könnte. Somit würde sich die verbleibende Lebenszeit "nicht unerheblich" verlängern. Dieser Onkologe hat übrigens an der oben genannten "Tumorkonferenz" teilgenommen.

Vier Wochen und 3 Chemo-Behandlungen später wurde die Chemotherapie abgebrochen. Begründung: Die Heftigkeit der Nebenwirkungen und unerwartete Komplikationen.

Zur ersten Chemo-Behandlung ist meine Mutter den Weg in das etwa 1 Km entfernte Krankenhaus zu Fuß gegangen, selbst die Tasche hätte sie am liebsten selbst getragen.

Als sie drei Tage nach Abbruch der Behandlung das Krankenhaus verließ, konnte sie sich ohne fremde Hilfe nicht mehr aufsetzen, an Laufen war überhaupt nicht zu denken.
Sie wurde mit einem Krankenwagen in ein Berliner Hospiz gebracht, wo sie die letzten drei Wochen ihres Lebens verbrachte.

Trotz der liebevollen Fürsorge die sie dort erfuhr, bewahrheitete sich ein Satz, den ich schon öfter mal von ihr gehört hatte: "Den Tod fürchte ich nicht - aber das Sterben". Sie verstarb am 13. August 2010.

Mittwoch, 4. August 2010

Das Alter - Achten statt Ächten

Diesen Artikel von Caroline Fetcher fand ich im Tagesspiegel:

"Ey, Alter! Mit dem Anruf wenden sich ausgerechnet Jugendliche an ihre Kumpels. Oft signalisiert die Anrede umstandslose Nähe, meist auch leicht ironisch verkleideten Respekt, die Anerkennung des anderen. Vor dem echten Alter, den alten Menschen haben dieselben Jugendlichen in der Regel wenig Achtung und geben damit nicht selten nur weiter, was sie selber erfahren haben.
Vielleicht schwingt in der Anrede, die scheinbar sinnentleert verwendet wird, der Rest eines Wunsches mit nach einer Gesellschaft, die vertrauensvolles Gefüge der Genrationen kennt, das Achten der Alten wie der Jungen?

Über die Alten ist immer häufiger zu hören, was in der Politik auch gern über die Jungen gesagt wird, nämlich dass sie teuer sind, unproduktiv und keine profitable Zukunft haben. Unfinanzierbare Rentengarantie, steigende Gesundheitskosten, zu viele neue Hüftgelenke: In aktuellen Schlagzeilen ist das Alter meist ein Problem, ein kostspieliges.
In der Werbung dagegen finden sich mobile, zahlungskräftige Pensionäre, interessant als Zielgruppe für Kreuzfahrtangebote wie für stärkende Kräutersäfte. Beide Porträt-Genres spiegeln nur Fragmente der Realität wider. Es stimmt, dass das Alter nicht mehr das ist, was es mal war, oder jedenfalls mal sein sollte. Alter bedeutet meist nicht mehr den Rückzug ins bedächtige Beobachten des Treibens der Welt, als lebenssatter Zaungast. Viele der Rentner von heute tragen Jeans und T-Shirts, haben in ihrer Jugend Rock´n Roll gehört, sind online vernetzt und bilden sich weiter. Ganz hanseatische Sphinx, gibt der 92-jährige Ex-Kanzler noch immer bissige Interviews und ist beliebter als alle jüngeren zusammen. Die "Uhus", wie die Unterhundertjährigen neuerdings genannt werden, wollen noch allerhand vom Leben. Und sie werden immer mehr. eine alternde Gesellschaft verlängert zwar das Jungsein und sie transformiert die Generationenfrage - aber noch kaum unseren Diskurs. Der Zivilisationsgrad einer Gesellschaft lässt sich am Umgang mit ihren schwächsten Gruppen messen, also auch an ihrem Verhältnis zu den Kleinsten und den Ältesten, zu Kindern und Rentnern. Auffällig ist hier, dass und wie diese beiden Gruppen im öffentlichen Diskurs primär als problematisch gelten, als teuer oder lästig.
Aus wessen Perspektive, in wessen Diskurs? Aus dem Blickwinkel derer, die ökonomisch und politisch aktuell im Einsatz sind, an der Macht. Diese Gruppe beklagt unter Bedauern und mit Sorgenfalten die Kosten für Kitaplätze und Pflegeplätze, die Forderungen nach höheren Renten oder niedrigen Betreuungsschlüsseln an Schulen und Kindergärten.
Erstaunlich daran ist der kardinale Denkfehler, mit dem suggeriert wird, die Generationen seien drei getrennte, konkurrierende Gruppen, die wie ökonomische Klassen miteinander im Wettstreit liegen. Dabei ist jeder Mensch im Lauf des Lebens drei Genrationen, das gilt auch für die Weichensteller von heute. Sie waren Kinder, sind erwerbstätige Erwachsene und werden Rentner sein. Bei Tag und bei Nacht dreht sich die Erde, Zeit vergeht immerzu.
Ey, wir altern. Und zwar alle. Zwei Richtungen kennt die Zeitachse in der Physik, das Vergangenheitsunendliche und das Zukunftsunendliche. Auf einem geheimnisvollen Punkt der Achse halten wir uns jeweils im imaginären Jetzt auf. Zur egoistischen Fixierung auf diesen Punkt kommt es, wenn die Logik der Zeitachse geleugnet und verdrängt wird. Diesen Vorgang, der an allererster Stelle die Entsolidarisierung, die Entkoppelung der Generationen bewirkt, verdankt die Gesellschaft der Blindheit derer, die meinen, über das Heute zu herrschen, ohne je Kinder gewesen zu sein oder jemals Rentner zu werden.
Das inakzeptable Resultat davon heißt Empathiearmut, die dümmste Armut, die es gibt. Denn sie ist eine vollkommen vermeidbare. Erster Schritt zum Beenden der Empathiearmut wäre mehr Bewusstsein für die Zeitachse, denn der Punkt "jetzt" auf der Achse ist pure Illusion."

Freitag, 9. Juli 2010

Das Sommermärchen ist noch nicht vorbei...

also schnell noch eine Gemeinheit hinterher geschoben:
Die Erhöhung des Bafögs für Studenten wird erst einmal vertagt. Wenn es dann tatsächlich um sage und schreibe 2 % erhöht wird, soll diese grandiose Nachricht schließlich nicht in dem Interesse auf das kleine Finale der WM untergehen.

Anders hingegen ist es mit der Einführung einer Förderung für besonders begabte Studenten. Diese Förderung wurde schnell noch durch gewunken, immerhin sollen alle in diesen Genuss kommen, unabhängig von ihrem eigenen oder dem Einkommen der Eltern.

Da werden die unzähligen Begabten aus den niedrigen Einkommensklassen sich aber freuen, dass die paar Begabten aus den reichen Elternhäusern nun wenigstens einen Ausgleich für die von ihren Eltern getätigten Investitionen für ihren Nachwuchs (z. B. für Nachhilfeunterricht oder sonstige Fördermaßnahmen) erhalten.

Soviel Wohltat muss wahrlich nicht an die große Glocke gehängt werden, diese Nachricht kann ruhig im Rummel um die WM untergehen.

Mir ist so übel.......

Ein Sommermärchentraum - oder ein Sommeralbtraum?

Und da ist sie wieder, diese verflixte Sommerzeit. Früher gab es dann oft ein Sommerloch. Die Politiker waren genauso im wohlverdienten (?) Urlaub wie der Rest der Bevölkerung.
Heute sind nicht ganz so viele mehr unterwegs. Teile der Bevölkerung können nicht, weil ihnen das Geld für Urlaub fehlt. Und Politiker wollen oft nicht, weil sich zumindest alle zwei Jahre die Chance ergibt, von der Presse und der Bevölkerung weitestgehend unbeobachtet das soziale Netz zu beschneiden.
Da wo früher "das Ungeheuer von Loch Ness", "die Spinne aus der Yucca-Palme" oder andere Absonderlichkeiten die Nachrichtenarme Zeit überbrücken mussten, sorgen heute alle zwei Jahre Sommerträume und Sommermärchen in Form von Fußball-Europameisterschaften und -Weltmeisterschaften für ausreichend Berichts- und Gesprächsstoff.
Und ganz nebenbei werden mal wieder Krankenkassenbeiträge oder Steuern erhöht.

Zweimal hat das schon funktioniert - in diesem Jahr auch wieder? Oder werden sich die massenhaften "Deutschland-, Deutschlandrufe" in einen lauten, alles übertönenden Protestschrei verwandeln?

Vielleicht bleibt dieser Gedanke auch nur ein Sommernachtstraum. Vielleicht geht es uns aber auch so wie es der Dichter Rabindranath Tagore beschreibt, der von einem Leben in reiner müßiger ungebundener Freude träumte, bis er erwachte:


"Ich schlief und träumte, das Leben wäre Freude.
Ich erwachte und sah: Das Leben war Pflicht
Ich handelte und sah: Die Pflicht ward zur Freude."

Aufruf von CAMPACT:
"Das Sparpaket schröpft Arbeitslose und Familien und verschont Vermögende und Spitzenverdienende. Diese unsoziale Politik der Regierung würde die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen.
Fordern Sie jetzt ein Ende der unsozialenSparpolitik

Mittwoch, 16. Juni 2010

Reiche immer reicher, Arme immer ärmer

"Polarisierung der Einkommen: die Mittelschicht verliert", so der Titel des Wochenberichts des DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) Nr. 24/2010.

Das DIW hat in einer Langzeitstudie die Einkommensentwicklung der deutschen Bevölkerung in den letzten 10 Jahren untersucht und dabei eine Polarisierung der Einkommen festgestellt. Polarisierung ist, so die Forscher, etwas anderes als die Ungleichheit der Einkommensentwicklung.

Das die oberen Einkommen meist stärker wachsen als die mittleren oder gar unteren Einkommen wissen wir schon lange, dieses Phänomen nennen die DIW-Forscher Ungleichheit.

Seit etwa 10 Jahren geschieht etwas, was sie als Polarisierung bezeichnen, nämlich:
- die Gruppe der Menschen mit hohem Einkommen wächst und die Einkommen steigen,
- die Gruppe der Menschen mit mittlerem Einkommen schrumpft und die Einkommen sinken,
- die Gruppe der Menschen mit niedrigem Einkommen wächst und die Einkommen schrumpfen.

In diese Entwicklung hinein kommt nun das Sparpaket der Bundesregierung, das eindeutig die Bezieher der niedrigen Einkommen zur Kasse bittet.

Die Regierung und ihre Repräsentanten nennen das "sozial ausgewogen".

Wer im Straßenverkehr mehrfach durch falsches Verhalten auffällt, muss seinen Führerschein abgeben und in einer MPU (Medizinisch-Psychologischen-Untersuchung, im Volksmund auch "Idiotentest" genannt) seine Reife und Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr nachweisen.

Ich denke es wird Zeit, auch für Scheuklappen tragende Politiker eine MPU einzuführen, um sie selbst und unsere Gesellschaft vor permanentem Fehlverhalten zu schützen.

Was das mit älter werden zu tun hat? Nun wie schon an anderen Stellen ausgeführt, bedeutet eine Verringerung des Durchschnittseinkommens eine Stagnation der Renten, unabhängig von der Inflationsentwicklung. Selbst wenn die Einkommen wieder steigen, bleiben die Renten noch konstant, bis - rechnerisch - die nicht vorgenommenen Kürzungen per Saldo ausgeglichen sind (vergleiche hierzu meinen Beitrag vom 15. Nov. 2009).

Den zitierten Text des Wochenberichts finden Sie auf meiner Homepage unter: http://mariowiegel.de/images/stories/Downloads/10-24-1.pdf

Den Text eines Interviews mit dem Verfasser des genannten Textes finden Sie ebenfalls auf meiner Homepage unter: http://mariowiegel.de/images/stories/Downloads/10-24-2.pdf

Samstag, 15. Mai 2010

Immer mehr Seniorenbeiräte

Auch Vellmar, eine Kleinstadt vor den Toren Kassels wird ab der nächsten Legislaturperiode (2011 bis 2016) einen Seniorenbeirat erhalten.
Zunächst befristet auf eine Wahlzeit, um die Notwendigkeit und Wirkung zu überprüfen.

So weit - so gut!

Und was ist an dieser Nachricht so ungewöhnlich?

Da wäre zum Einen die Art der Bildung des Beirates. In Vellmar wird die Zusammensetzung des Beirates vom Magistrat - dem wichtigsten Gegenüber des Beirates - vorgenommen (entschieden). Der Magistrat bestimmt aus sich heraus - es ist satzungsmäßig nicht einmal ein Vorschlagsrecht von "außen" vorgesehen - wer die Interessen der ca. 5.000 Senioren (von ca. 19.000 Einwohnern) vertreten soll. Wie sagte der Vorsitzende der Grünen: "Demokratie sieht irgendwie anders aus."

Zum Anderen hat die rote Mehrheitsfraktion in der Satzung des Beirates, der aus 7 Personen bestehen soll, gleich mal 2 Plätze für die Kirchen festgeschrieben (Ev. und Kath. versteht sich).
In fast allen mir bekannten Satzungen von Seniorenbeiräten wird auf parteipolitische und weltanschauliche Neutralität geachtet und in den jeweiligen Präambeln festgeschrieben.

In Vellmar halten das sowohl die SPD wie auch die CDU für nicht nötig, die F.D.P. würde auf eine solches Gremium am liebsten gleich ganz verzichten.

Dienstag, 27. April 2010

"2030 -So leben wir morgen" , FOCUS-Serie

Nach den ersten drei Teilen der Serie bin ich "bedient".
Nach den großen Ankündigungen dieser Serie habe ich mir einfach mehr versprochen, was sicherlich daran lag, dass ich eine zu hohe Erwartungshaltung hatte.
Bereits den ersten Teil fand ich einigermaßen oberflächlich und unzureichend. Wesentliche Fragen, die sich aus der aufgezeichneten Bevölkerungsentwicklung und Alterszusammensetzung ergeben wurden nicht gestellt:

- Schon heute fehlen "Altengerechte Wohnungen", wo sollen die alten Menschen zukünftig wohnen?
- Die gesamte Kanalisation unserer Republik ist eine tickende Zeitbombe. Durch die neue "Völkerwanderung" in die alten Bundesländer und eine zunehmende Wanderungsbewegung älterer Menschen zurück in die Städte entstehen zusätzliche Probleme in der Kanalisation in den "ausgedünnten" Regionen. Weniger Menschen produzieren weniger Abwässer, das bedeutet eine geringere Fließgeschwindigkeit im Kanalisationssystem mit stärkeren Ablagerungen, die das ohnehin weitgehend marode System zusätzlich belasten. Die daraus resultierenden Kosten müssen nach den gültigen Abgabenordnungen der finanziell "klammen" Gemeinden auf die (weniger werdenden) Verbraucher umgelegt werden. Neuer Anschub für weitere Umzüge?
- Schon heute fehlen qualifizierte Pflegekräfte, z. T. auch bedingt durch die schlechte Bezahlung. Zukünftig wird der Bedarf nach Pflegekräften mit der Zahl der alten Menschen steigen. Wer pflegt dann unsere "Alten"? Die dann ohnehin arbeitsmäßig schon hoch belastete und zahlenmäßige schrumpfende mittlere Generation?

Diese drei Beispiele sollten reichen um aufzuzeigen, dass der demografische Wandel viele Facetten hat.

Sonntag, 18. April 2010

"2030 - So leben wir morgen"

Mit diesem Titel startete die Zeitschrift FOCUS eine neue, siebenteilige Serie mit ihrer Ausgabe Nr. 15 vom 12. April 2010.

Die eingangs gestellten Fragen (s. 46): "wie werden wir leben, arbeiten und lieben?" sind dem im Jahr 2004 von Elisabeth Niejahr erschienen Buch mit dem Titel: " Alt sind nur die anderen - So werden wir leben, lieben und arbeiten" (S. Fischer Verlag Hamburg, 2004) entliehen. Mal schauen, wie die Antworten des FOCUS ausfallen.

Auf jeden Fall wird wie schon von Frank Schirrmacher in seinem Buch: "Das Methusalem-Komplott" von einem großen Konflikt zwischen Alt und Jung ausgegangen (vgl. S. 51). Der in diesem Artikel mehrfach namentlich genannte und zitierte Schirrmacher (vgl. S. 51 ff) nannte es in seinem ebenfalls 2004 erschienenen Buch allerdings den "Krieg der Generationen" (Das Methusalem Komplott, Karl Blesing Verlag München, 2004, S. 54).

Fazit: Der erste Teil der Serie ist durchaus lesenswert, für eine etwas "tiefere" Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema empfiehlt sich auf jeden Fall das Lesen der Quellen (soweit angegeben) und von Sekundärliteratur.

Samstag, 27. Februar 2010

Ein Hoch auf das bürgerschaftliche Engagement

Die Bundesregierung wird nicht müde bei diesem Thema, eine Initiative jagt die nächste.
Leider zeigen sie oft nicht unbedingt die gewünschte Wirkung. Und von Nachhaltigkeit kann man auch nicht allzu oft reden.

Woran liegt das? Vielleicht muss doch mit etwas mehr Sorgfalt auf die Ausgangssituation und die Rahmenbedingungen geblickt werden.

Sind wir wirklich ein Land mit lauter "Ehrenamtlichen", "freiwillig Engagierten" und "bürgerschaftlich Interessierten"?

Oder wird vielleicht bei der Erhebung der Zahlen wohlwollend - weil politisch gewünscht - übersehen, dass viele Menschen sich gar nicht engagieren und andere - weitaus weniger - sich gleich mehrfach engagieren?

Wird vielleicht mit Hilfe der Statistik auch übersehen, dass die Zahl der Menschen am Rande oder bereits unter der Armutsgrenze mehr Interesse an einer bezahlten Tätigkeit haben als an einem unbezahlten freiwilligen Engagement?

"Erst kommt das Fressen - dann die Moral" (Drei-Groschen-Oper). Etwas mehr Tiefgang bei der Analyse der gesellschaftlichen Gegenwart stünde den dafür gut bezahlten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den einschlägigen Ministerien gut zu Gesicht.

Aber was sind schon solche Gedanken und Bedenken gegen die auf Hochglanzpapier verbreiteten Modellprojekte der Bundesregierung.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Männer im Aufbruch - Männer in Bewegung

Im Jahr 1998 erschien ein Forschungsbericht von Paul M. Zulehner und Rainer Volz mit dem Titel "Männer im Aufbruch - Wie Deutschlands Männer sich selbst und wie Frauen sie sehen".

In dem Forschungsbericht wurde der "neue" Mann demoskopisch nachgewiesen. Etwa 19 % der deutschen Männer konnten dieser Gruppe zugeordnet werden. Das war das Hauptergebnis der Repräsentativuntersuchung, die auf der Grundlage von 2014 Interviews erstellt wurde.

"Die neuen Männer haben sich vom traditionellen Männerbild verabschiedet: Sie sind partnerschaftlicher eingestellt, akzeptieren Frauen als Kolleginnen und Vorgesetzte und sind auch in Zeiten von Arbeitsplatzknappheit ihnen gegenüber solidarischer eingestellt." (Evangelische Kirche im Rheinland, "Kurzinformation zur Männerstudie "Männer im Aufbruch".

"Männer in Bewegung - 10 Jahre Männerentwicklung in Deutschland" heißt die aktuelle Folgestudie aus dem Jahr 2009 von Rainer Volz.

"Für die Studie "..." wurden rund 1470 Männer zwischen 17 und 85 Jahren befragt und ihre Ansichten zur Kontrolle mit den Antworten von 970 Frauen verglichen.
Dabei ging es um die Themen Familie, Arbeit, Innenwelt (Sexualität, Leid, Gewalt) sowie Spiritualität und Kirche." (Pressemitteilung vom BMFSFJ)

Über die Ergebnisse dieser Studie und die Entwicklungen und Veränderungen seit der ersten Studie berichtet Rainer Volz in einer Kooperationsveranstaltung des Seniorenreferates des Evangelischen Stadtkirchenkreises und des Ev. Forum Kassel am Dienstag, 16. Februar 2010 um 19 Uhr 30 in den Räumen des Ev. Forums am Lutherplatz in Kassel.

"Im Alter neu werden können",

so lautet der Titel einer Orientierungshilfe des Rates der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die von der Ratsvorsitzenden Bischöfin Dr. Margot Käßmann, am Dienstag, 26. Januar 2010 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

"Die Orientierungshilfe, so die Landesbischöfin, mache Mut, die Chancen zu ergreifen, die mit dem veränderten Alter einhergehen." (Pressemitteilung 24/2010 von der Pressestelle der EKD)
Käßmann warb dafür, sich von alten, meist festlegenden Alterbildern zu verabschieden. Das Alter hat heute viele Gesichter und erfordert einen differenzierteren Umgang.

"Der Vorsitzende der Ad-hoc-Kommission, der Heidelberger Gerontologe Professor Andreas Kruse, betonte in seinem Statement, dass Demenzerkrankungen den Pflegealltag in Zukunft noch stärker prägen werden, als dies heute der Fall sei."
Kruse verwies weiterhin darauf, dass die Konsequenzen des demografischen Wandels von den älteren Menschen mitgetragen werden müssen, zum Beispiel durch ein Engagement für das Gemeinwohl.

Die Orientierungshilfe ist im Gütersloher Verlagshaus erschienen und kann über den Buchhandel zum Preis von 4,95 € bezogen werden.
Außerdem kann sie über http://www.ekd.de/download/im_alter_neu_werden_koennen.pdf heruntergeladen werden.

Dienstag, 26. Januar 2010

Guido, Guido, mir graut vor Dir

Ich muss gestehen, Guido Westerwelle hat für mich einen hohen Unterhaltungswert.
Im letzten Wahlkampf wurde er nicht müde, die wirtschaftliche Talfahrt der BRD zu beklagen.
Nach seinem Aufenthalt in Afghanistan hat er sofort erkannt, dass auch dieses Land Unterstützung beim Aufbau der Wirtschaft braucht.
Nun hoffe ich sehr, dass Herr Westerwelle außer dem Steuergeschenk für die Hoteliers noch andere Ideen hat. Mir fehlt schon der Glaube an die Wirksamkeit in Deutschland. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese Art von Wirtschaftsankurbelung in Afghanistan etwas bewirkt - gemessen an dem vollmundig genannten Ziel.